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seinen Durst stillt, mit Menschen in Berührung kommt, daß 
unterwegs Koth und Urin verloren geht, so birgt jeder infizierte 
Transport die Ansteckungsgefahr in sich des ganzen Wegs, den 
er durchläuft. Die angelegten, sorgfältigst bahnamtlich über— 
wachten Plomben haben im Effekt keinen ausschlaggebenden 
Wert. Sicher verschweigt jeder Händler den Ausbruch der Seuche 
auf einer kleinen Station, hier kann er einen verseuchten Trans⸗ 
port nicht verwerten. Nürnberg oder München mit ihrer Auf— 
nahmefähigkeit müssen beglückt werden. 
So stehen nachgerade die Städte wie wir Landwirte wehr⸗ 
los der Invasion dieser Seuche gegenüber. Der Landwirte Hoff— 
nung, durch Viehzucht die Schädigungen der niederen unrentablen 
Getreidepreise auszugleichen, was wir nachhaltig und billig ver— 
möchten, wird mit Ausdehnung des Handels mit fremdem, aus— 
ländischem, verseuchtem Vieh im Verlauf vernichtet. 
Meine Herren: Gestatten Sie mir, nun noch einen Blick 
zu werfen auf die zu uns importierenden Vertragsstaaten. Ruß⸗ 
land, Osterreich-Ungarn und Italien kommen hier in Betracht. 
Gegen sie mußten wir das Kampfmittel zwecks Unter— 
drückung der Seuche aufrecht erhalten, unsere Grenzen gegen Ein— 
fuhr zu sperren, so bald ein verseuchter Transport aus ihren 
Ländern konstatiert wird. 
So sind denn auch sie gleich unseren Städten und uns 
Landwirten den stets Schaden verursachenden Sperren ausgesetzt. 
Die Mäster, die Händler, das allgemeine Staatsinteresse leidet 
empfindlich. Die Vertragstreue, meine Herren, die wollen wir 
hoch halten, allein unsere Vertragsstaaten können nicht verlangen, 
daß die Maul- und Klauenseuche, die im Inkubationsstadium 
ärztlicherseits unkonstatierbar, uns fort und fort, rückwirkend die 
Vertragsstaaten selbst schädigend, zugeschleppt wird, damit unsere 
aufs höchste gesteigerten gesetzlichen Maßnahmen für Unterdrückung 
im Inland vernichtend. 
Das Interesse der Vertragsstaaten ist bedeutend alteriert 
und unsere Viehzucht leidet enorm, da wir stets die ausgebrochene 
Seuche ins Land getragen bekommen. 
Ich halte fest, daß wir ohne die Schädigungen dieser Seuche 
leistungsfähig geblieben wären, so aber zeigt sich uns das traurige 
und beschämende Bild, daß während Deutschland 1885 noch
	        
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