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Professor Schreiner verliest dieselbe.
Vorsitzender: Königliche Hoheit! Meine Herren! Ich
habe nun abermals an Sie die Frage zu richten, ob der
Wunsch aus der Versammlung geäußert wird, daß die provisorische
Tagesordnung eine Umstellung erfahre oder ob Sie dieselbe zur
definitiven gemacht wünschen. Es scheint nicht der Fall zu sein.
Ich erkläre deshalb die provisorische Tagesordnung zur definitiven.
Wir kämen nun zum Referat des Herrn Domänenpächters
König aus Ellingen, über Maul- und Klauenseuche, deren Be—
kämpfung bisher und in Zukunft. Ich bitte den Herrn Referenten,
gütigst Bericht erstatten zu wollen.
Domänenpächter König:
Königliche Hoheit! Hochansehnliche Versammlung!
Es wurde mir der Auftrag, vor dieser hohen Versammlung
über „Maul- und Klauenseuche, deren Bekämpfung bisher
und in Zukunft“ meine Ansichten zu entwickeln. Voll und ganz
bin ich mir der übergroßen Schwierigkeit dieses Auftrages bewußt,
und wenn ich nach persönlichen schweren Bedenken schließlich glaubte,
mich der Aufgabe im allgemeinen Interesse nicht entziehen zu
dürfen, so geschah es nur, weil ich, so schwierig auch die Existenz—
bedingungen der landwirtschaftlichen Betriebe, anfangend 1872,
sich im Verlauf gestaltet haben, gleichwohl unerschütterlich daran
festhalte, daß unser Leitstern das „Hilf dir selbst“ sein muß und
bleiben wird.
Dies Ziel fest im Auge behaltend, erwächst aber uns Land—
wirten andererseits die Aufgabe, wenn wir glauben, annehmen zu
dürfen, daß die Interessen der Allgemeinheit sich mit den land—
wirtschaftlichen decken, in Form von Aufklärung dringend dahin
zu wirken, daß allgemein anerkannt wird, daß es Interessen gibt,
die, nicht rechtzeitig beachtet, im Verlauf alle Staatsbürger gleich
empfindlich berühren und für welche daher Opfer zur Gesundung
allerseits rechtzeitig gebracht werden müssen, soll das Ziel, dem
wir ja alle nachstreben, das ist Wohlbefinden der Gesamtheit der
Staatsbürger, erlangt werden.
Es ist ein schöner Brauch unserer Wanderversammlungen,
daß auch viel Nicht-Interessenten, Nicht-Landwirte, sich stets an
denselben beteiligen.