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Notwendige Erfordernisse für das Bestehen einer Absatz-
genossenschaft (insbesondere von Getreide) sind: die Ablieferung
der Vereinsware nur an den Verein, nicht an Händler, die Be—
schaffung gleichmäßiger gereinigter Ware ein und derselben Sorte,
die Benutzung eines gemeinsamen Lagers und Transportmittels,
gleiches Hektolitergewicht des Getreides, die Verpflichtung, ge—
wissenhaft nach der Probe zu liefern, dann die Einigung zu einem
gleichen Preise u. s. w.
Gerade alles dies wird zumeist als unüberwindliche Schwierig—
keit bezeichnet und hervorgehoben, daß jeder der Genossen die
beste Ware geliefert zu haben glaube, daß die Umgehung der
Satzungen Mißgunst, Undank gegen die beauftragten Vertrauens—
leute und dergl. bedauerliche Gründe mehr eine Absatzgenossens chaft
nicht bestehen ließen. Dazu kommt die bei jeder Neuerung
stereotype Redensart: „das paßt nicht für unsere Verhältnisse“,
ohne daß überhaupt untersucht wird, ob denn anderwärts, wo
doch die gleiche Neueinführung Erfolg hatte, die Verhältnisse
günstiger lagen. Noch kürzlich hatte ich die Ehre, den von Herrn
Pfarrer Gerle in Karlshuld im Donaumoos vorzüglich ge—
leiteten dortigen Darlehenskassenverein kennen zu lernen, der
Roggen und Kartoffeln mit bedeutendem Gewinn über den Tages⸗
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war die Unmöglichkeit des Bestehens eines solchen Vereins —
geschweige denn der jetzigen Erfolge — prophezeit worden. — —
Nun ist es freilich zweifellos im allgemeinen leichter, Kredit—
und Auskunftsgenossenschaften zu begründen als Absatzgenossen—
schaften; und es wird immer betont, die gemachten Vorschläge
seien recht schön, aber man solle doch den Weg zeigen, wie man
die kleinen Landwirte zusammenbringen und halten könne.
Ja, meine hochgeehrte Versammlung, ein Rezept von oben
herab — außer den bereits angeführten Erfordernissen — kann
man hier nicht wohl geben.
Von oben her koönnen nur die fortgesetzte Anregung und die
genannten Winke, in denen man gerade die Schwierigkeiten erblickt,
gegeben werden; von unten her, d. h. aus der ländlichen Be—
völkerung, muß sich das Bedürfnis geltend machen und der Wille
zur Einigkeit erwachen. Vielleicht ist es die Not, die auch diese