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Nr. 15 sucht durch eine schematische Darstellung, die sich
jedoch bezüglich der Zahlenwerthe wieder auf die Beobachtungen
vom 23. Juni 1893 in Tegernsee und Hirschberg stützt, die
verticale Vertheilung der Temperatur und der verschiedenartigen
Bewölkung, sowie die Entwicklung der Luftströmungen in einem
Gewitter ;zur Darstellung zu bringen. Die Luft der unteren
Schichten strömt von allen Seiten, und in Folge der Temperatur-
unterschiede besonders von vorne, der Stelle zu, an welcher sich
der Akt des Gewitterausbruchs eben abspielt. Gleichzeitig
schreitet jedoch das Gewitter als ganzes meist vorwärts. Die
beigeströmte Luft steigt im Gewitter rasch empor, wobei die in
ihr enthaltene Feuchtigkeit zu schweren, ballenförmigen Wolken
Cumuluswolken) verdichtet wird. Der aufsteigende Luftstrom
thürmt dieselben hoch auf und reisst sie bis zu den grössten
Höhen empor, wo dünnere Wolken schweben, die aus Eisnadeln
bestehen (Cirrostratus- und Cirrus- Wolken). Durch Reibung der
Wassertröpfehen (in den Cumuluswolken) und der Eisnadeln
‘in den Cirrostratuswolken) entsteht Reibungseleetricität , die
sich schliesslich im Blitze entlädt. Ist die Gewalt des auf-
steigenden Luftstroms hinreichend mächtig, so können selbst
grössere Wassertropfen bis in Höhen emporgerissen werden, In
denen eigentlich nur Schnee oder Kis bestehen kann. Diese
Tropfen erstarrren dann plötzlich, und so entsteht der Hagel.
Oft wird der Hagel beim Durchfallen der wärmeren Schichten
schmelzen, ehe er den Boden erreicht. Liegt aber die Luft-
schichte, in der das Gefrieren stattfindet, verhältnissmässig tief,
so kann der Hagel noch als solcher leichter die Erdoberfläche
treffen. Die Abkühlung auf der Rückseite der Gewitter erstreckt
sich natürlich auch auf die höheren Schichten, d. h. es liegt
hinter einem Gewitter die Fläche mit der Temperatur von 0°
tiefer als sonst. Zieht nun ein zweites Gewitter dem ersten
nach oder kreuzt es seine Bahn, so findet es Verhältnisse in der
verticalen Temperaturvertheilung, welche die Hagelbildung er-
leichtern. Darin liegt die Erklärung für die früher erwähnte
Thatsache, dass sich kreuzende Gewitter häufig von Hagel be-
gleitet sind. Der kalte Regen, der Hagel und die aus den
grossen Höhen mit herabgerissene kalte Luft pflanzen die zuerst
in den hohen Schichten begonnene Abkühlung nach unten fort.
Diese abgekühlte Luftmasse wird unmittelbar am Boden aus
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