Volltext: "Barbara Harscherin", Hans Sachsens zweite Frau

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gemalt hat. Auf einem dieser Bildnisse, das allein im Original 
erhalten und also das einzige authentische Porträt des 
Dichters ist, sehen wir ihn noch mit Schreiben beschäftigt, indem er 
wohl für den Druck seiner poetischen Werke den Stoff vorbereitete. Das 
Bild, das hier zum ersten Mal reproduziert ist, erweckt auch 
deshalb Interesse, weil es uns einen Blick in die Häuslichkeit werfen 
läßt, in der Hans Sachs und seine Ehegattin Barbara lebten *. Es 
vurde. Hieraus ist die Situation auf dem Titelbilde zu erklüren. Hans Sachs 
wies also scherzweis die Zumutung zurück, sich mit einer Katze auf einem Bilde 
abkonterfeien zu lassen, um nicht für einen Raufbold der Markusbruderschast ge— 
halten zu werden. — Siehe hierzu O. von Heinemann, Hans Sachs und sein 
Kätzchen, in der Zeitschrift „Die Grenzboten“ 54. Jahrgang, Heft 4, S. 172. 
ss) Siehe das Titelbild. Der Vorstand der herzoglich Braunschweigischen 
Bibliothek in Wolfenbüttel, Hr. Professor Dr. Otto v. Heinemann hat in der Zeitschrift 
„Die Grenzboten“ im 4. Heft des 54. Jahrgangs von 24. Januar 1895, S. 168ff. 
auf dieses Bildnis als auf das einzige erhaltene authentische Porträt des Dichters 
hingewiesen. Mit O. von Heinemanns Ausführungen stinimen wir nur in einem 
Punkte nicht überein: er hält die Jahreszahl auf dem kleinen Porträt, an welchem 
der Maler die letzten Pinselstriche macht, für 1574, wir dagegen lesen: 1576. 
Die letzte Ziffer erscheint etwas abgeblättert, unter der Lupe läßt sie sich aber 
zwanglos zu 6 ergänzen. Diese Bemerkung gilt jedoch nur für die nach dem 
flbildnis genommene Photographie; auf der verkleinerten Zinkographie ist die 
letzte Ziffer kaum zu erkennen. Der Zeitbestimmung (1576 entspricht auch die 
Angabe des Zettels auf dem Schreibtisch: 
Zway monat 81 jar aldt 
Wardt ich Hans Sachs in diser gestalt 
Von Endres Herneisen abgemalt. 
Bekanntlich hat der Nürnberger Maler Endres (Andreas) Herneisen (geb. im 
Juli 1538), dessen künstlerische Thätigkeit in die Jahre 15662-1611 fällt, ein 
Porträt, das dem kleinen Porträt auf dem Wolfenbütteler Bildnisse entsprochen 
haben dürfte, dem Dichter am Neujahrstage 1576 zum Geschenke gemacht. Vgl. 
Ranisch, S. 275. Nach ihm wurde von Jost Amman ein Kupferstich gefertigt, 
der aber die Züge des Dichters nicht so getreu wiedergibt, wie sie auf dem 
Herneisenschen Olbildnis in Wolfenbüttel zu sehen sind. Auch die Ausführung ist 
eine freiere, Amman ließ die weiße Halskrause weg und malte Bart und Haupt⸗ 
zaar voller. Daß auf der Ammanschen Radierung — (siehe die Abbildung) 
— Hans Sachs nach einer anderen Richtung schaut als auf dem Herneisenschen 
Hlbildnis hat seinen Grund darin, daß Amman direkt nach diesem Olbildnis 
radierte, so daß also beim Abdruck der Platte eine Vertauschung von rechts und 
links eintrat. — Dem Wolfenbütteler Porträt steht am nächsten die Hans Sachs⸗ 
Medaille, die sich im kgl. Münzkabinet in München befindet. Eine Abbildung 
dieser Medaille siehe am Schluß der V. Beilage. Auf der Legende ist aber nicht, 
wie es den Anschein hat, „Boet“, wie Herneisen nach seiner Orthographie („nach 
Boetischer art“) schreiben würde, zu lesen, sondern auf der Originalmedaille lautet 
das Wort, wie Herr Professor Dr. Hans Riggauer mir mitzuteilen die Güte
	        
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