Full text: "Barbara Harscherin", Hans Sachsens zweite Frau

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Oft daucht mich auch, sie lebet noch, 
Etwan bey iren Freundin wer, 
In iren Gscheften hin und her. 
Wenn ich mich dann bedacht, das sie 
Gestorben wer und nicht mehr hie, 
So wurd mein Hertzenleid nur neu: 
Wann ich mich zu ir alle Treu 
Versach für all Menschen auf Erd. 
Besorgt mich vor ir keinr Geferdt. 
Rechte Lieb und Treu von Anfang 
Bey ir fund ich ir Leben langꝰ). 
Der Schlag traf ihn um so härter, weil bei ihm schon seit 
Jahren die Schwächen des Alters sich bemerklich machten: Gehör 
und Gedächtnis hatten nachgelassen, er litt am Zipperlein und 
bezeichnete sich als „ganz baufällig“s). Er fühlte sich nach dem Tode 
feiter ersten Frau, wie er selbst erzählt, vom Alter „schwer gefesselt 
5) Tüb. Ausg. XI, 462. Kempt. Ausgabe III, I, 530. 
6) Am 28. Februar 1544 klagt er in dem Gedicht: Ein gespraech der götter 
ob der edlen und bürgerlichen krankheit das podaaram oder zivperlein (Kemptener 
Ausq. J. 4. 916. Tüb. Ausg. IV., 402): 
Nicht lang vergangen, als ich lag 
In des podagrams schwerer plag 
Kleinmütig war ich in meim Hertzen .. 
In dem Liede „Der junkbrunn“ vom 31. Dezember 1548 (Karl Goedeke, 
Dichtungen von Hans Sachs. Erster Theil. Geistliche und weltliche Lieder. 
Leipzig 1870. S. 270) sagt er von sich: 
Da dacht ich mir im traum: Fürware 
Alt bist auch vier und fünfzig jare, 
Dir geht ab an ghör und an gsicht. 
Im Jahre 1554 (Goedeke a. a. O. S. 320) äußert er sich: 
Als ich, Hans Sachs, alt ware 
Zwei monat sechzig jare, 
Wurt schwach mein gedechtnus, 
Und auch mein sinnreicher einfluß 
Wart machtlos und entwichte. 
Am Ausführlichsten aber schildert er seine Altersgebrechen in einer 
Geburtstagsbetrachtung vom 5. November 1558 in dem Gedicht „Ein klaggesprech 
uͤher das ichwer alter“ (Tüb. Ausg. VII, 211, Kempt. Ausa. II. 2. 107): 
Und bedacht mit betrübtem sin, 
Wie mein kräft hett das alter hin 
An gesicht, an ghör und an gedechtnus, 
An sin, vernunft und an gesprechnus 
Ich sprach: O. alter, du hast mir
	        
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