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ihr Amt als Wächterin der 1. Tafel vernachlässigt, aber wir finden
bei Spengler trotz der zahlreichen Stellen, in denen er Gelegenheit
dazu hätte, nirgends diese theoretische Begründung des Kirchen-
regiments der Obrigkeit, ebensowenig wie die Lehre vom praecipuum
membrum, er macht diese Umwege nicht, sondern vom Wesen der
Obrigkeit ausgehend gelangt er direkt zu Aussagen, welche den auf
Umwegen gewonnenen Luthers ganz gleich klingen. Es wird dies
ganz klar aus ‚einer Stelle in der Trostschrift an eine weltliche
Obrigkeit von 1529: „Got ist nit gesettiget, Ob ain oberherr glaub,
Gottes Wort höre, Ia auch predigen laß. Es ist die oberkait ein
Dienerin gottes, darumb muß sie mit der thatt volziehen vnd be-
fesstigen Was gottes Wort eruordert, Alles abstellen, das dem Wort
zu Wider vnd außrichten Was dem Wort fürderlich Ist. Muss nit
sein, Alls Wenn ain Richter, nach Verhörter sach das Vrtail fellet,
Vnd darnach dem henker die Execution beuilhet, Ja lieber furst, liebe
oberkait, du musst Gottes Executor sein, vnd sein Wort mit frischer
thatt befestigen“. Nach Luther ist die Obrigkeit Gottes Dienerin allein
in weltlichen Sachen, und deshalb ist nach ihm der Kurfürst von
Sachsen „nicht schuldig als weltliche Obrigkeit“, die Visitation vor-
zunehmen, sondern erst als praecipuum membrum, nach Spengler da-
gegen ergibt sich die Reformationsgewalt aus dem Wesen der Obrig-
keit als Gottes Dienerin, sie ist schuldig als weltliche Obrigkeit zu
visitieren, deshalb straft Gott diejenige Obrigkeit, welche nicht das
Evangelium fördert, in ihrem weltlichen Regiment: „Sag mir,
Was hat Vnnser Herr der Romisch kaiser Vom Romischen Reich
one den "Tittel. Woher kompt. das, daher, das sie gottes Wort, die
grunndtliche Warhait Verlassen haben“*!), und einige Zeilen vorher:
Das allein ist wahre Obrigkeit, die. Gottes Wort, Ordnung und Be-
fehl hält, sie besteht auch, ob man sie gleich absetzen will, und
kein Land oder Obrigkeit vergeht, die Gottes Wort hält, viel-
mehr das Gegenteil *). HEinmal, so viel wir sehen, berührt sich
Luthers Meinung mit dieser Anschauung von den aus dem Wesen
der Obrigkeit sich ergebenden Pflichten gegen die Kirche, wenn
er an den Kurfürsten wegen der. Altenburger Canoniker schreibt”):
1) Trostschrift an eine weltliche Obrigkeit von 1529.
2) de Wette..2. 192 f. d. d. 8. Mai 15922.