Vorwort.
Am 5. November 1894 feiert man in deutschen Landen allenthalben
die Erinnerung an die vor vierhundert Jahren erfolgte Geburt des großen
Volksdichters Hans Sachs. Allerdings geht die Anregung hiezu zunächst
von literarischen Kreisen aus, aber auch das Volk im weiteren Sinne,
insbesondere der deutsche Bürgerstand hat Ursache, diese Feier mitzubegehen,
denn, wenngleich die dichterische Thätigkeit des wackeren Handwerksmannes
bei dem Wandel der Zeiten nicht mehr wie einst unmittelbar auf seine
Mitbürger und Berufsgenossen zu wirken vermag, so sind doch seine köst—
lichen Fabeln und Schwänke durch zahlreiche Neubearbeitungen und Um—
dichtungen dem Volke noch immer lieb und vertraut, wie dieß erst kürzlich
Dr. Edmund Götze, derzeit wohl der genaueste Kenner H. Sachsischer
Dichtungen, in seiner Ausgabe derselben, J. Band GReudrucke dentscher
Literaturwerke, Halle 1893), für zahlreiche Fälle nachgewiesen hat. Auch
das deutsche Volk in Oesterreich hat mehr als einen Grund, des Dichters
an diesem Tage mit Ehren zu gedenken, denn wie er selbst durch Sing—
schulgenossen und Schüler vielen unserer engeren Landsleute persönlich
nahe gestanden — einer der letzteren, der Ahlschmied Severin Kriegsauer
aus Steyer hat nach einer Weimarer Liederhandschrift im Jahre 1568
den damals bereits greisen Meister in dessen „Morgenweis“ in rührenden
Tönen besungen — so hat er auch zwei Städte unserer Heimat, Wien
und Salzburg in besonderen Lobsprüchen gepriesen. Den ersteren hat der
Verfasser zuerst im Jahre 1875 in einem Vortrage im Vereine für n. ö.
Landeskunde in Wien nach einer von ihm angefertigten Abschrift aus der
Zwickauer Handschriftensammlung publiciert und dann im Badener Gym—
nasialprogramme vom Jahre 1876 durch den Druck veröffentlicht, der
andere folgt in den nachfolgenden Blättern der Mittheilungen eines Vereines,
welcher bereits durch mehr als 30 Jahre für Verbreitung Salzburger
Landeskunde in rühmlichster Weise thätig ist.
Steinhaus am Semmering im August 1894
E. Haueis.