Die Vermuthung liegt nahe, daß er sich bald nach Beginn seiner
Thätigkeit durch die Herausgabe einer Schrift, in der die geschichtliche und
enlturelle Bedeutung der alten kirchlichen Metropole, sowie die weise und
volksthümliche Regierung seines gegenwärtigen Herrschers gepriesen würden,
bei seinem neuen Herrn und Beschützer in Gunst setzen wollte, und daß
er sich zu diesem Zwecke mündlich oder schriftlich an den damals bereits
weithin bekannten Nürnberger Meistersänger gewandt habe, von dem bereits
ähnliche Lobsprüche ausgegangen und der einer solchen Aufforderung um
so lieber folgen mochte, als sie ihm seinen früheren Aufenthalt in Salzburg
in jugendlichen Jahren in's Gedächtnis zurückrief. Ueberdieß bestanden auch
schon ältere Beziehungen zwischen dem Salzburger Buchdrucker und dem
Nürnberger Dichter. Hatte doch Hans Sachs, der allen religiös-politischen
Ereignissen seiner Zeit mit lebendigster Theilnahme folgte, den Baumann'schen
Bericht über die Mühlbergerschlacht nicht bloß zur Grundlage eines Spruch—
gedichtes benützt, das im J. 1547 ohne Angabe seines Namens als fliegendes
Blatt zu Nürnberg im Druck erschien,“ sondern auch jenes vorerwähnte Lied
verfaßt, das zur selben Zeit (vielleicht nicht ohne sein Vorwissen) unter
dem Namen Baumaͤnn's circulierte.)
Titels oder eines andern bibliographischen Nachweises als des ersten in Salzburg ge—
druckten Werkes, sagt aber ausdrücklich, daß der Name Hans Baumann zum erstenmale
in dem 1551 erschienenen Drucke sich fiudet. Es kann vielleicht ein älterer Truck aus der
Zeit des Erzb. Matheus vorhanden gewesen sein, ob derselbe aber von Hans Baumann
herrührie, erscheint immerhin zweifelhaft, man müßte denn annehmen, daß Baumann
schon einmal in jungen Jahren und zwar genau in demselben Jahre, in dem er seine
Vaterstadt verlassen hatte (Siehe die Vorrede zu seinem Schlachtbericht), vorübergehend
als Buchdrucker in Salzburg thätig gewesen sen
Für diese Annahme scheint der Umstand zu sprechen, daß ein im Salzburger
Museum befindliches Oelportrait, welches Baumann im Brustbilde als einen Mann in
dem reiferen Alter zwischen 40 und 50 Jahren darstellt und dessen genaue Beschreibung
ich dem Museumsdirector Herrn Dr. A. Petter verdanke, bogenförmig am obern
Rande in rothen lateinischen Buchstaben die Bezeichnung: „1533 Joannes Baumann“,
am unteren in schwarzen Buchstaben die Worte: Primus Typographus Salisburgensis“
trägt Bild und Umschrift stammen aber aus neuerer Zeit. In unserem Gedichte heißt
es an der Stelle, wo der ehemalige Trabant von seiner Fahrt nach Salzburg im
Gefolge des Herzog's spricht, v. 2224
Fuert mich durch Baiern hin aus Schwaben
In sein Hanptstat, Saltzpurg genant,
Welche mir war gar uñbekannt.
Aus der Druckerei Baumann's in Salzburg giengen später noch mehrere Werke hervor,
deren Titel Zauner J. c. V. pag. 291 Anmerk und pag. 339 Anmerk. verzeichnet.
Das letzte aus dem Jahre 1557 ist ein lateinisches Ritual- oder Agendbüchel, das bereits
unter Erzbischof Leonhard erschienen, aber vergriffen war. Seit dieser Zeit ist kein
Druck Baumann's mehr bekannt, über dessen fernere Schicksale alle Nachrichten fehlen.
2) Es ist in seiner Handschrift zu Dresden aufbewahrt und zwar im 6. Spruch⸗
buch von 132 bis 14b, wo vuch der Name genannt ist. Vergl. R. Bechstein: „Deutsches
Museum“, Neue Folge 2862, 1. Bd.
9) Daß H. Sachs auch der Verfasser dieses Liedes sei, erhellt aus dem jetzt in der
Nürnberger Stadtbibliothek befindlichen 16. Buch der Meistergesänge, wo er im vorletzten