Volltext: Studien zu Hans Sachs (Band 2)

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wirrung und der Schild von Erz ward durch einen solchen 
von Crystall ersetzt. So scheint denn Boccaccio mit seiner 
Darstellung auf Lucian zu fussen. „De genealogia deorum“ 
wird in der Folge noch ausführlicher bei der Besprechung 
les Actaeon heranzuziehen sein, eine deutsche Uebersetzung 
lieses Werkes, die für uns in Betracht kommen könnte, ist 
jedoch nicht bekannt. Es entsteht somit die weitere Frage 
nach dem Verhältnis des Hans Sachs zu diesem Werke, 
ine Frage, auf die beim „Actaeon“ näher eingegangen 
werden soll. 
/ 
Die strafbare Handlung der Medusa besteht nach „de 
el, m.“ darin, dass sie „nach dem byligen neptuni“, also als 
Entehrte, den Tempel der Minerva betritt, in „de gen. deor.“ 
erfolgt die Schändung im Tempel selbst s. 246: „Neptunus 
. cum ea concubuit in templo Minervae“, ein Zug, den 
auch Hans Sachs herübernimmt. Nichts ist jedoch bei Boc- 
zaccio über das nähere Verhältnis der Medusa zu dem Gotte 
gesagt, so fühlte denn unser Dichter, der überall nach mög- 
lichster Deutlichkeit strebte, eine Lücke und nalım folgende 
Erweiterung vor: Der Meergott erblickt die Jungfrau allein- 
wandelnd am Strande, der Grenze seines Reiches, verfolgt sie 
wie Pan die Syrinx (Mg. 1537) oder wie das Meerwunder die 
königin Theodolinde verfolgt (Mg. 1552; Sp. 1562); ihre Ehre 
zu retten, flieht die Verfolgte jedoch zum Tempel der Pallas, 
wo sie durch Gewalt dem Gotte zum Opfer fällt. Durch eine 
solche Darstellung erscheint aber Medusa der Schuld gänzlich 
entlastet, und ihre Bestrafung durch Minerva ist eine ungerechte, 
Die Erweiterung lässt also durchaus den Ausblick auf die im 
übrigen in der Vorlage vertretene Auffassung vermissen, eine 
Erscheinung, wie wir sie gerade bei Hans Sachs ausserordent- 
lich häufig finden (vgl. Studien zu Hans Sachs Is, 8; 18 f.; 
42 £). Die Schilderung des ganzen Vorfalls erscheint nur wie 
ein poetisches Exemplum auf die pädagogischen Anschauungen 
des Nürnberger Bürgers, denen dieser an späterer Stelle (Hist, 
Die königin Deudalinda, Keller-Goetze 16, 232) die Worte ge- 
liehen hat:
	        
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