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Philomela sprung furher muetig
Und warff des knaben haupt gancz pluetig
Dem wuetrich in sein angesicht,
Erst wuert des handels er pericht,
Mit jamer wart sein hercz durchprechen,
Zuckt ein schwert sie paid zw erstechen.
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Philomelam die gotter pall
Verkerten in ein nachtigal,
Progne verkertens in ein schwalben
Und auch den wu etrich allenthalben,
Wart in ein widhopfen verkert,
Weil er sein haus selb het entert.
Wer ie sein trew und e hat prochen.
60 An dem wurtz mit der zeit gerochen.
Anno salutis 1541. am 31. taz Mayv-
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FA
Die geschwechet und geschent Philamela
von Thereo®). _
SG. 4, Bl. 188a—189a
(O)uidius schreibt wol geziret,
Vor jaren zw Athen regiret
Ein kunig, der hies Pandion,
Der het zw(o) tochter wolgeton,
Progne gab er von kungling stam
Ein man, hies Thereus mit nam,
Furt sie in Traciam, sein reich.
Nach sechs jaren die tugentleich
Wolt ie ir schwester sehen nuer,
Thereus hin gen Athen fuer,
Seim schweher grose ding verhies,
Das er im Philamelam lies.
Nun war die junckfraw schon und zart,
Gepilt nach engelischer art,
Thereus in ir lieb entprande,
Und pald er sie haimpracht zw lande.
Furt haimlich er die junckfraw stolez
In ein jaghaus in wildem holcz;
Da er in lieb lang mit ir runge,
Zw leczt er sie schentlich notzwunge.
Als in schent die geschwechet jung,
Schnait ir der wuetrich ab die zung.
1) Hierzu vgl. Keller 2, 192—94,
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