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Von den verschiedensten Seiten floss, wie wir sehen, unserm
Dichter die Tragödie zusammen, Auch hier, wie beim „hürnen
Seufried“ sind die benutzten Quellen nicht immer streng von
einander zu scheiden, Ueberhaupt sahen wir, dass namentlich
in späteren Jahren sich die Quellenfrage oft durchaus nicht
mehr so einfach gestaltet, als man dies bisher anzunehmen ge-
neigt war, Die Zunahme des auf den Büchermarkt gebrachten
reicheren Materials, die infolge dessen sich immer vergrössernde
Belesenheit des Dichters, die stetig wachsende Fülle seiner
eigenen Production, die Verbindung, die er mit seinen früheren
Werken unterhielt, die grössere Sicherheit und Freiheit, mit
der er in späterer Zeit seinen Quellen naturgemäss gegen-
übertreten musste — all dies brachte es mit sich, dass die
Aenderungen und Zuthaten im Einzelnen sich mehrten, und
dass die Abweichungen weniger oft wie früher auf Rechnung
einer neuen Vorlage gesetzt werden dürfen, sondern sich auch
öfters wie bei der Medea aus der literarischen Belesenheit
und poetischen Sicherheit unseres Dichters erklären.