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Reinhold Bechstein +.
werden mufs. Auch das ist von Keller ausgeführt worden, z. B. 41, 19:
Derohalben statt derhalben; 58, 22: Nun ich will suchen st. suchn
den bruder mein; 59, 20 gewaschen st. gwaschen; 77, 14 btriegen st.
btriegn; 77, 34 kempfen st. kempfn u. s. w. Es kommt auch vor,
dafs A ein ganzes Wort ausläfst, das dann mit Hülfe der jüngeren
Ausgaben ergänzt wird; z. B. 64, 19 fehlt auch in A. Mitunter bietet
auch C allein das richtige; z. B. 86, ı2: Irem statt Iren AB (nechsten
herzlich zu lieben); doch könnte hier auch lieben mit dat. gemeint sein:
zu Gefallen sein. Es kommt auch vor, dafs alle drei Ausgaben im Stiche
lassen, und dafs der Herausgeber selbständig ändert, z. B. 60, 9: Ich
will noch (lies mich) wol lüstig und geschwind stellen. Im übrigen
ist Keller immer sehr vorsichtig. Er macht Verbesserungen und
Konjekturen, die er aber nur in die Anmerkung stellt und mit einem
Fragezeichen versieht. Es sind das die bekannten Kellerschen Frage-
zeichen: z. B. 275, 31:? lehren statt lehrn; 322, 33:? zoren statt zorn.
Hier hätte Keller getrost kühner sein können. Diese Ergänzung von
Senkungen oder umgekehrt deren Tilgung auch gegen die Überliefe-
rungen mufßs einem Herausgeber zustehen; die Ergänzungen hätten
sich leicht durch kursiven Druck im Texte bezeichnen lassen.
Ob eine gemeinsame Lesart in B und C immer auch die bessere
ist? So hat Keller 80, 27 statt Hecht in A Hängt nach BC eingeführt.
Hecht ist aber eine ganz gute alte bayrische Form: höecht, hoecht,
hoeht, haehet von hähen (ebenso wie es flich = flieh heifst II, 20, 16;
schmechst == schmähst II, 31, 8). — Es kommt auch vor, aber selten,
dafs Keller eine naheliegende Korrektur unterläfst; z. B. Il, 31, 31
deiner, wo der Vers deinr (statt deiner) verlangt; umgekehrt II, 585, 4
wo statt sturmwind und fewer die zweisilbige Form unde stehen müfste.
Wenn man mit den Mafsnahmen Kellers ab und zu einmal nicht
einverstanden sein kann oder ihm eine Unterlassung nachweisen mufs,
so bleiben immer die gewissenhaft angeführten Lesarten bestehen, mit
deren Hülfe dem Lehrer und Benutzer immer eigene Verbesserungen
möglich sind.
Was hat nun der Herausgeber aufser dem Texte und den Les-
arten geboten? Zunächst zu jedem Bande eine „Zeittafel“, eine nach
den vom Dichter gegebenen Datierungen chronologische Zusammen-
stellung der einzelnen Gedichte. Wo die. Folioausgaben im Texte im
Stiche liefsen, wurde die Kemptener Ausgabe mit zu Rate gezogen.
Auf die Zeittafel folgt ein „Register“.
Im ersten Bande finden wir unter dem Texte nur Lesarten, später