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des Eisenbahnausschusses hiefür ein, wodurch er wesentlich zur Beseitigung
des damaligen beklagenswerten und schmerzlich gefühlten Übelstandes, des
Mangels einer direkten Verbindung Fürths mit dem Staatseisenbahn—
netze beitrug. Gerechten Anspruch auf Anerkennung und Dankbarkeit der
Gesamtbürgerschaft hatte er sich dadurch erworben. Sie ward ihm im
reichsten Maße bei seiner Rückkehr. Magistrat und Kollegium der Ge—
meindebevollmächtigten überreichten ihm eine Dankadresse namens der Ein—
wohnerschaft Fürth, eine Deputation Bürger namens seiner politischen Freunde.
Für einen Teil seiner Mitbürger wirkte er besonders thätig; denn am 20. März
und 7. Mai 1861 wurde die bürgerliche Gleichstellung der Israeliten durch
Gesetz ausgesprochen, wofür ihm Dr. Königswarter im Namen vieler sei⸗
ner Glaubensgenossen ein Anerkennungsdiplom zusandte. Von 1856- 64
war er Konsul der argentinischen Republik. Als Direktor der Ludwigs—
bahn wirkte er von 1860 —82 mit gewohnter Gewissenhaftigkeit und Treue.
Nach zurückgelegtem 70. Lebensjahre legte er die Vorstandschaft des Direk⸗
toriums nieder. Die Verwaltungsstellen ernannten ihn in dankender An—
erkennung seiner vielen Verdienste um das Gedeihen des Unternehmens zum
Ehrendirektor. Durch seinen biedern, ehrenwerten Charakter, seinen Kennt—⸗
nissen und reichen Crfahrungen erwarbeer sich die Achtung und das Ver—
trauen seiner Mitbürger. Einfach und schlicht, wie er gelebt, wurde er
auch seinem Wunsche gemäß, im Juni 1884 — er starb am 1. Juni —
ohne Gepränge in dem Schoß der Mutter Erde zur letzten Ruhe gebettet.
Joh. Ronr. Wilhelm öhe, geboren am 21. Februar 1808 in
Fürth als der Sohn des Gastwirts Löhe im „grünen Baum“, besuchte das
Gymnasium in Nürnberg unter dem Rektorate von C. L. Roth und bezog
1826 als Student der Theologie die Universität Erlangen unter Raumer,
Döderlein, Schubert ꝛc. Im Sommersemester 1828 weilte er in Berlin,
angezogen von Schleiermachers Vorlesungen. Nach seiner 1830 bestandenen
theologischen Prüfung, bei welcher seine „originelle, geistgesalbte Predigt“
bereits Aufsehen erregte, kam bei dem damaligen Überfluß an Kandidaten
für Löhe zunächst eine Wartezeit. . Im folgenden Jahre brach für ihn als
Privatvikar in Kirchenlamitz (Oberfranken) die Zeit einer reichge—
segneten pastoralen Wirksamkeit an. Eine gewaltige Bewegung ging
von ihm aus, von weither strömte ihm das Volk zu. Zwei Jahre
konnte er in Frieden wirken, bis der Widerwille des dortigen Landrichters
gegen ihn losbrach. Der Dekan von Wunsiedel entdeckte an ihm „aus—
schweifenden Mystizismus“, der Landrichter meinte, Löhe eigne sich vorzůglich
zu einem Missionar. Das Konsistorium in, Bayreuth gab nach und ent—
hob ihn seiner Vikarstelle. Die Angelegenheit gelangte bis an das
Ministerium und das Oberkonsistorium, in dem ein entschiedener kirchlicher
Geist waltete, nahm sich seiner kräftigst an. Löhe wurde Pfarrverweser
bei St Agidien in Nürnberg. Sein dortiger Aufenthalt ist ohne Zweifel
die Periode seiner glänzendsten und mächtigsten Wirksamkeit auf der Kanzel,
Löhes Predigtgabe entfaltete sich in ihrer ganzen Fülle. Die bedeutendsten
Männer Nürnbergs, wie Rektor Roth, Buͤrgermeister Merkel ꝛc. schlossen
sich an den jungen Vikar an und besuchten seine Bibelstunden. Da er
ohne Ansehen der Person die Sünde strafte, trug der Magistrat auf seine