Full text: Fürth in Vergangenheit und Gegenwart

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fahne zu sehen und forderte Aufschluß über die Bedeutung der mit Gold 
gesticktenn Buchstaben. Man legte sie ihm aus: „Des Kaiserlich-Freien 
Reichs-Hofmarks Fürth Schützenfahne.“ Da er gegen die Bedeutung des 
F als frei protestierte, so wurde aus dem Pein P gemacht, damit es 
„privilegiert“ hieße. — 1730. Am Palmsonntag karteten Bauer Borsch, 
die Käßer von Poppenreuth und Wetzendorf und bekamen wegen 5 Kreuzer 
einen Streit, es kam zur Schlägerei, mit Messern gingen die Burschen auf— 
einander los. Ein Polierer aus Schniegling wollte abwehren, bekam jedoch 
einen Stich, an welchem er starb. — Vom 4. auf 5. April waren 345 
Rekruten einquartiert. — 1731. Der Nuͤrnberger Amtsknecht erhielt 
vom Landpflegeamt freie Wohnung, 40 fl. 8 Simra Korn; vom Kriegs⸗ 
amt 25 fl. Er stand unter dem Rate zu Nurnberg. — 1732. Das Ab— 
hauen der Birken zu Maien wurde von Ansbach verboten. — Im Jahre 
1733 erfolgten viele Durchmärsche und Einquartierungen besonders von Böhmen, 
welche während der Osterfeiertage hier Rasttage hielten. Die Wirtshäuser 
lagen so voll, daß in manchem oft 20—60 Mann einquartiert waren. Vor 
ihnen wurden alle Läden wohl verwahrt. — 1734. „Am 10. Oktober hat 
der Prinz Wilhelm von Pfalz-Birkenfeld sein Winterquartier als Oberster 
eines Kürassierregiments genommen. Er logierte im Brandenburger Haus. 
Da er evangelisch war, besuchte er die Gottesdienste sehr fleißig. Nach 
Fürth brachte er einen Arrestanten mit, welcher seinen Wirt auf dem 
Marsche erschossen hatte. Man legte ihn in das Stockhaus, welches bei 
der oberen Muͤhle hinter dem Fischwirtshaus admittiert wurde. Er saß 
fast den ganzen Winter geschlossen un Arrest. Beim Aufbruch des Regi⸗ 
ments wurde ihm der Prozeß gemacht und er zum Tode verurteilt. Man 
übergab ihn dem katholischen Regimentspater, einem Kapuziner, welcher ihm 
83 Tage Jang geistlichen Zuspruch gab. Als er am sogenannten Bettel⸗ 
hüttlein im geschlossenen Kreis stand und der Adjutant das Urteil verlas, 
kam eiligst ein Offizier geritten und verkündete schon durch Winken mit 
dem Taschentuch Pardon. Der Missethäter fiel in Ohnmacht, man ließ 
ihm sogleich zur Ader und führte ihn dann unter vielen Freudebezeugungen 
nach Fürth. Sein Leben hatte er sämtlichen Bürgermeistern Fürths zu 
berdanken. — Eine markgräftiche Verordnung sagt: „So ein Unterthan 
ein neues Haus an allen vier Seiten mit Stein aufführt, sollen ihm 15 fl. 
von je 100 fl. Kosten, wenn er nur das Gebäude von Holz aufführt, 10 fs. 
von je 100 fl. Ausgaben durch die markgräfliche Regieruug vergütet wer⸗ 
den. “ 1738. Die Handwerksleute sollen bis abends 7 Uhr arbeiten. — 
Es kamen 3 kaiserliche Kürassierregimenter (Hohenems, Lanthiri, Lobkowitz) 
und das Dragonerregiment Khevenhiller. Die zwei ersten schlugen ihr Lager 
bei dem steinernen Brücklein, das dritte bei dem obern steinernen Vrücklein 
auf, Khevenhiller aber das seinige über der Dooser Brücke. Sie warteten 
4 Wochen lang auf die im Anmarsch begriffenen 13000 Russen. Es war das 
Gerücht verbreitet, der Kurfürst von Bayern wolle sie nicht durch sein 
Land lassen, doch fanden sie keinen Widerstand. Nach 2 Rasttagen der 
Russen auf der Hardt, brachen sie mit einander auf und zogen an den 
Rhein. — Maurer Jakele, Auslaufer beim Weinwirt Hofmann, erhängte 
sich oberhalb des Muggenhöfer Thales an einem Waldbaum. — Bei
	        
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