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Proviant mit so vielen Kornet geleiten lasse. Nach einem Befehl des Rats 
von Nürnberg durften die Kosakenoffiziere diese Stadt nicht in großer An— 
zahl, dabei aber nur ohne Wehre und Pistolen betreten. Zeigten sie sich ver⸗ 
dächtig, so wurden ihnen mehrere Musketiere „angehängt“, um sie in der 
Stadt zu begleiten. Die Fremden mußten sie mit dem Thorschluß wieder 
verlassen. Dies wurde auf den Plätzen „umgeschlagen.“ Deim Kosaken⸗ 
oberst. aber, Fürsten Ratzivil, erteilte man die Erlaubnis zum Einttitt in 
Nürnberg mit 40 — 50 Rossen. Dem Amtmann Johann Ludwig Falke zu 
Fürth schickte man 6 Wagen mit Brot. Jeder mit 800 Laib beladen, 
b geschlachtete Ochsen, 83 Fässer mit Frankenwein, 57 Eimer, 28 Viertel 
enthaltend. Kostete 1400 fl. Dem Fürsten Ratzivil und den vornehmen 
Offizieren schicke man noch besonders 1 Lagel Malvasier und 23 Vieriel 
guten Branntwein im Betrage von 110 fui, 104 Eimer „rotes⸗ Laufer 
Bier, 30 Simra Haber. An Fischen wurden diesem Volke geliefert: 
100 Pfd. Hechte, 250 Pfd. gute Karpfen, 8 Tonnen „Zinkelheringe,“ 
112 Pfd. Stockfische, 18 Platteis, 287 Laufer Wecke zu 6 Kreuzern. Die 
vom Rate nach Fürth geschickten Georg Abraham Pömer und Hans Chr. 
Tucher überreichten dem Obersten diesen Proviant selbst. Ratzivil war sehr 
aufgebracht über die militärischen Maßregeln, welche der Rat ergriffen hatte, 
dieser entschuldigte sich deshalb bei ihm und dem Kommissaͤr in einem 
lateinischen Schreiben mit der Versicherung, die Kosaken häiten von des 
Rats Volke nichts widerwärtiges zu erwarten, wenn sie in ihren Quartieren 
blieben. Indes ließ man den Obersten Fuchs ersuchen, mit dem mark— 
gräfischen Volke der Stadt zum Schutze sich zu nähern und mit den Nürn— 
bergern sich zu vereinigen, die unter Farbichs und Gelnauers Kommando 
aus Ipesheim und Umgegend zurückmarschiert, bereits am 10. (20.) Oktober 
2 Stunden von Nürnberg (in Farrnbach?) sich aufgestellt hatten. Ratzivil 
versprach zwar „gut Regiment,“ aber ohne Erfolg. Kosaken, deren Zahl 
man auf 2000 schätzte, streiften auf den Dörfern herum, und plünderten 
bloß deshalb, weil das Quartier in Fürth für sie zu eng und nicht genug 
Proviant vorhanden war. Die Kosaken raubten alles, was die, Bauern 
nicht in die Skadt geflüchtet, zerschlugen in den Dörfern Thüren, Ofen und 
Fenster, stellten die Pferde in die Stuben, schütteten ihnen Haber und Heu 
auf den Bänken vor, plünderten und verwüsteten alles. Ratzivil wollte 
wahrscheinlich aus diesen Gründen den Versicherungen der Nürnberger 
Deputierten nicht recht trauen, sondern fertigte einen Kurier nach Farrn— 
bach ab, wo noch 4000 Kosaken mit 2 Pfaffen lagen, die auch nach Fürth 
kommen mußten. Diese beiden brachten den Kelch von Farrnbach mit. Als 
nun diese Kosaken zu Fürth ankamen, da begann erst Jammer und Not. 
Sie schlugen die Leute, verjagten sie von Haus und Hof; kaum mochten 
10 Familien in Fürth beisammen geblieben sein. Ein Wirt und ein 
Bierbrauer schwammen durch die Pegnitz und retteten nur das Leben. 
Viele entkamen aus Fürth mit nürnbergischen Proviantwägen. Viele über— 
schritten die Schildwachen; man nahm ihnen aber sogleich alles: Kleider, 
Geld und Geldeswert. Vom Lachen war da keine Rede. Der nürnbergische 
Lehrer Nikolaus Maier war auch lange unentschlossen, ob er in der Ge— 
fahr ausharren oder ob er davon laufen solle? Er ging zu den Moͤnchen
	        
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