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sien Besitz zu nehmen. Wer darüber stille
schweigt, ist schon übel angesehen. Wollte sich
aber jemand sogar zu widersprechen erkühnen, der
hat Bürger und Polizey zu fürchten. Es sind
Beyspiele genug, daß letztere durch ihre geheimen
Kundschafter die ehrlichsten Leute auffangen, sie
3—4. Wochen in dem Kerker werfen, und dann,
ohne daß jemand ihr Schicksal erfahren konnte,
unter der unerwiesenen Anschuldigung verdächti—
gen Raisonnirens, aus der Stadt weisen ließ.
Die Kais. Oestreichsche Monarchie, so ferne sie
aus verschiedenen Reichen, deren jedes seine eige—
ne Sprache und Verfassung hat, zusammengesetzt
ist, stellt allerdings ein sehr künstliches Staats—
gebäude dar, dessen Vesthaltung dem Regenten ei—
ne größere Bürde, als andere Reiche auflegt. In—
dessen wird bis diese Stunde von allen, welche
den innern Zustand der Kais. Königl. Erblande
kennen, als richtig angenommen, daß Oestreich zu
seiner fortschreitenden Aufnahme, nichts als eine
weise Staatsökonomie und ein friedliches Sy—
stem nöthig habe. Dahin gehört vorzüglich Ab—
legung einer zu Unruhen hinleitenden Vergröße—
rungssucht, dadurch benachbarte Staaten in ste—
ter Furcht gehalten, und Funken zu Kriegsflam—
men genährt werden. Die ohnlängst erschienene
Staats—⸗