J. Sagen.
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1. Der Kaiser Karssberg.
er Kaiser Karlsberg liegt beim Karlssteg. Aus dem
»Berge ertönte in fruͤherer Zeit oft ein schöner Gesang
3 von unbekannten Stimmen. Damals kam zu einem
Nürnberger Bäckerjungen, der abends an dem Berg
vorbeiging, ein ihm unbekanntes Männlein, und sagte zu ihm: „Bringe
von morgen an täglich in der Frühe einen Korb voll Brot hierher in
den Berg; Du wirst an dieser Stelle den Eingang sehen, und kannst
ohne alle Furcht hineingehen. Jedesmal wird Dir Dein Brot baar bezahlt,
und Du erhälst einen Sechser Trinkgeld; wenn Du aber die Sache verrätst, kostet
es Dir das Leben!“ Am andern Morgen sagte der Junge seiner Meisterin,
es sei ein großer Korb voll Brot bestellt worden. Er nahm den Korb
und trug denselben an den Berg, woran er jetzt zum erstenmal eine Oeff—
nung sah, durch die er hineinging. Alsbald kam ihm das Männlein mit
einem Lichte entgegen, und führte den Jungen in ein kostbar eingerichtetes
Gewölbe, worin ein Kronleuchter brannte und viele geharnischte Maͤnner
schlafend umhersaßen. Hier legte der Knabe das Brot ab, und wurde von
dem Männlein mit lauter neuem Gelde ausbezahlt, worauf er sogleich wieder
aus dem Berg gehen mußte. Bis zum dritten Tage ging alles gut; an
diesem aber fragte die Meisterin, wer den Korb Brot bekomme und dafür
das schöne neue Geld bezahle. Der Junge gab zur Antwort, wenn sie
nur das Geld erhalte, solle sie nicht nach dem Weitern fragen. Damit
war die Meisterin aber nicht zufrieden und schlich das nächste Mal dem
Jungen bis in die Nähe des Berges nach, worauf sie ihm bei seiner Zurück—
kunft sagte, sie wisse jetzt, daß er das Brot zum Kaiser Karlsberg bringe,
wenn er nun nicht alles gestehe, werde er aus dem Dienste gejagt. Durch
diese Drohung wurde der Junge erschreckt und erzählte nun, wie es sich
zugetragen hatte. Er klagte aber dabei, daß er jetzt sein tägliches Trink—
geld, ja vielleicht gar sein Leben verlieren werde. Am andern Morgen
ging er mit dem Korbe Brot wieder fort, kam aber nicht mehr nach Hause.
Es ward auch keine andere Spur von ihm gefunden, als seine Kleider,
die auf dem Wege zum Berg hie und da zerstreut lagen. Seitdem ist der
Gesang im Berge verstummt, dagegen hört man daraus zuweilen Wehklagen
und Weinen“. (Nach Schöppner.)