Full text: Fürth in Vergangenheit und Gegenwart

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thätige Brüder J. Klasse, 24 Brüder II. Klasse, 15 wohlthätige Schwestern, 
saͤmtuich zur Totenbrüderschaft gehörig, dann 2 Grabsteinhauer.“ 
(Sar, die Synagoge.) 
Zu einem öffentlichen Gebete „Minjan“ gehören nach mosaischem 
Gesetze 10 Personen im Alter von über 18 Jahren. 1601 wurde der 
erste Privatgottesdienst abgehalten. 
Die Hauptsynagoge wurde, 1616/17 erbaut und unter großem 
Zudrang der Bevölkerung eingeweiht. UÜber die Einweihung sagt die Chronik 
von Kreß: 
„Anno 1617 den 283. Februar haben die Juden zu Fürth, deren allda 
jetzig Zeit in allem bei 1600 und vor 40 Jar nur 5 daselbst ge⸗ 
wesen, Ihre Synagog welche sie auf des Thumbprobsten zu Bam— 
berg Erlaubnis dann Er 4 Gütlein dazu abgehen lassen, auf des⸗— 
selben grund und boden, welche sie ihm wohl theuer genug bezahlen 
müssen, allda mit großen Unkosten von neuen erbaut, erstmals ein⸗ 
gerichtet, dahin eine große Menge Volk von Alten und Jungen zu⸗ 
sammenkommen, so aus der Stadt allhier hinabgangen, welche ihre 
Phantasie gesehen und gehört, wie immer ein Rabbi nach dem andern 
zuf die Kanzel geloffen nach Ihrer Weise gemurmelt und in ihrer 
hebräischen Sprache gebetet, also damit ihren vermeinten Gottesdienst 
herrichtet; auch gedankt, daß sie nun auch eine eigene Schule, welche 
sie vor vielen Jahren in diesem Flecken nicht haben können, erlanget 
uind für sich und ihre Kinder und Nachkommen aus der Judenschaft 
erbauet, darüber sie recht fröhlich, die Christen aber in den Wirths— 
häusern auch lustig und guter ding gewesen.“ 
Die Gebrüder Gumbert stifteten einen kostbaren Vorhang vor die 
Gesetzesschranken (Paroches) samt einer Hülle über die Gesetzesrolle (Sa— 
voria). Diese Geschenke waren ursprünglich für die Judengemeinde in 
Amsterdam bestimmt, von wo sie als zu teuer dem Verfertiger, dem Vor— 
sänger Elkonen, zurückgeschickt und hierauf von Gumberts um 1200 fl. 
angekauft worden waren. Henoch Levi von Wien schenkte eine Gesetzes⸗ 
rolle „aus Dankbarkeit für die gastliche Aufnahme in Fürth nach seiner 
Austreibung aus Wien“. Die Familie Fränkel aus Wien vermachte einen 
schönen Messingleuchter für das ewige Licht. 
Die Synagoge wurde 1621 durch tilly'sche Truppen arg verwüstet, 
als Gefängnis benuͤtzt und 1634 von den Kroaten als Pferdestall gebraucht. 
Ein Blitzstrahl beschädigte sie am 22. Mai 1680. Am 20. August 1680 ent⸗ 
ging sie mit Not einer Feuersbrunst. Ein in der Nähe stehendes Brau⸗ 
haus brannte nieder und schon hatten die Läden der Synagoge Feuer ge— 
sangen. Deshalb ließ man von dieser Zeit an die Fenster ohne Läden. 
Dies benützte Georg Maindel von Trausnitz zu einem Einbruche 1690 
und nahm Bücher, Lampen ꝛc. mit, er wurde aber in Nürnberg gefangen 
genommen und eingesperrt. — 
1692 wurde die Synagoge umgebaut. 
Die Synagoge wurde 1831 einer durchgreifenden Renovation unter— 
worfen Die Site wurden vermehrt, Emporen angebaut. Die vom
	        
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