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Die Hausfrau bot, umgeben von ihren Töchtern, dem
Gastfreund den Willkomm, man entledigte ihn der Rüstung,
versah ihũ mit einer bequemen Hauskleidung, kredenzte ihm
einen Becher Wein und schaffte, daß ihm ein Bad bereitet
wurde. VNachher ward dem Gast bei der Abendmahlzeit
der Ehrenplatz angewieseii. Erzählungen der Abenteuer,
5chwänke und Scherze würzten das Maͤhl, bis nach ge—
nommenem Schlaftrunk, Wein mit frischem oder eingemachtem
Host, die Schlafkemenaten aufgesucht wurden.
Mit dem Schlusse des 15. Jahrhunderts war. die Be—
deutung der Burgen zu Ende gegangen, den vervollkommneten
Feuerwaffen konnten dieselben nicht widerstehen, und nur,
weil die Erkenntnis dieser Thatsache nicht so rasch alle
Ureise durchdrang, hörte man nicht auf, die Burgen zu
schätzen und zu fürchten. Ob sie nun oberhalb einer Stadt
thronten, ob in einem vergessenen Winkel des Gebirges,
immerhin konnten sie ja zeitweilig die Benützung einer
Straße erschweren, sie konnten noch zu einer Belagerung
und Serstörung nötigen, sodaß der Feind aufgehalten und
gezwungen wurde, unter Aufwand von Kraft und Mitteln
schweres VBelagerungsgeschütz mitzuschleppen..
Dem Landadel, den Inhabern der vielen kleinen
Burgen konnte aus diesen wenig Nutzen mehr erwachsen;
Burgen zu erbauen und zu erhalten, dieselben mit Mann—
schaften zu besetzen und zu verteidigen, dazu hatte er
keinen Grund mehr. Wo der Adelige in Freundschaft mit
seinem Nachbarn und in Frieden mit aller Welt leben
wollte, da trat das Bedürfnis immer gebieterischer hervor,
auf der Burg angenehm zu leben, und wer es konnte,
suͤchte die Burg zu einem möglichst angenehmen Wohnhause
umzugestalten. Die Befestigungswerke aber ließ man zer—
fallen; höchstens aus Gewohnheit und zur Erinnerung
wurden sie da und dort noch ausgebessert und eine
zeringe Mannschaft, weil es einmal so hergebracht. darauf