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bedeutend war. Das Frauenhaus, die Kemenate genannt,
befand sich entweder im Palas selbst oder war an den—
selben angebaut. Die Kemenate enthielt außer der eigent—
lichen Familienstube das S5chlafgemach der Hhausfrau, das
der Mägde und die Werkstatt, wo die Herrin mit dem
weiblichen Gesinde den vielerlei Arbeiten oblag, welche
namentlich auch ihre Pflicht, für die Bekleidung der sämt—
lichen Hausbewohner zu sorgen, mit sich brachte, welcher
Pflicht sich im früheren Mittelalter selbst fürstliche Frauen
in vollem Umfange unterzogen. Die Schlafräume für
Herrschaft und Gäste waren entweder in einem besonderen
5Stockwerk oder sie waren in Dachzimmern und in Dach—
aufbauten enthalten. Entweder war der ganze Palas
in Stein erbaut, oder nur das Erdgeschoß war von Stein,
während der Oberbau in Holzriegelbau ausgeführt war,
wie gleichzeitig die Häuser in den Städten. Die Dächer
waren sehr steil, und der Bau war häufig durch Dacherker,
Wacht- und Wehrtürmchen an den Ecken belebt. Doch
datiert die Liebhaberei für solchen Turmschmuck an den
Dächern meistens aus dem späten Mittelalter, etwa vom
Ende des 14. Jahrhunderts an, während die älteren
Palasbauten einfacher gestaltet sind.
Auf den größeren Dynastenburgen finden wir besondere
Gebäude für die Aufbewahrung der Vorräte, Backhaus,
Waschhaus, Remisen u. s. w. Im Burghofe fehlt selten
der Ziehbrunnen, welcher meist zu beträchtlicher Tiefe
hinabgeführt ist. Die kleinen Lehensburgen enthielten
natürlich nur die notwendigsten Räume für Herrschaft,
Dienerschaft und Gäste, und es sind diese Räume häufig
enge und ärmlich in unserem Sinne gewesen, während die
Dynastenburgen oft sehr ansehnliche Säle und Zimmer
enthielten. Diese Burgen hatten auch eine größere Burg—
kapelle, welche meistens vom Hauptgebäude direkt oder
durch Gang zugänglich war. Es kommen auch einige