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bildeten die Krieger des Hofhaltes eine lebendige Mauer,
die niemand anzugreifen wagte, oder die Feste war über⸗
haupt nicht dazu bestimmt, einer regelmäßigen Belagerung
zu widerstehen, sodaß die Festigkeit der Burg nur gegen
Überrumpelung berechnet war, indem der Herrscher über
genügende Mannschaft verfügte, um den Gegner zum
Abzuge zu nötigen und in offener Feldschlacht zu über—
winden. Wir finden daher bei solchen Burgen schon im
2. und 15. Jahrhundert schöne und bequeme Wohngebäude.
Wo aber die Besitzer kleiner Burgen nur über eine geringe
Besatzung zu verfügen hatten, wo es galt, einen Punkt zu
besetzen und zu halten, da finden wir noch in verhältnis—
mäßig später Zeit, als längst das Bedürfnis größerer Be—
haglichkeit allenthalben eingekehrt war, und jeder, der dieses
nicht befriedigen konnte, solches bitter beklagte, kleine Burgen,
bei denen ausschließlich die Festigkeit maßgebend war.
Die Zersplitterung der Macht in Deutschland brachte es
mit sich; daß jede der vielen kleinen Burgen nur über
geringe Mannschaft verfügte, und da handelte es sich
darum, die Burg auf einen möglichst kleinen Raum zu
beschränken, um durch unbesetzte Punkte dem Belagerer
nicht Vorteile zu bieten.
Wenn wir es im folgenden unternehmen, eine allgemeine
Beschreibung des Burgenbaues zu geben, so kann sich eine
solche nur auf das Gemeinsame desselben beziehen, da die
Burgen im einzelnen außerordentlich verschieden waren, je
nach Lage, Größe, Material, nach Individualität, Vermögen
und Rang des Besitzers.
Beschreibung des Burgenbaues.
DJ.
Vor der eigentlichen Burg befindet sich fast immer
eine Vorburg oder Außenburg, welche man vorher zu
passieren hat, um in den inneren Burghof zu gelangen.