Hoher Besuch.
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Gesellen, welche ebenfalls die gute Mär vernommen, fleißige
Hilfe leisteten.
Meister Dürer hatte sich inzwischen mit seinen Feierklei—
dern geschmückt und stand da in seiner ganzen Schöne, ein
stattlicher, kraftvoller Mann, einem Ritter ähnlich, und Frau
Agnes freute sich seines Anblicks von neuem, es wollte ihr auch
deuchten, als hätte sie ihren Eheherrn noch niemals so herrlich
und so hehr gesehen.
Nach Verlauf einer Stunde sah man durch das Fenster den
Kurfürsten Friedrich an der Seite seines Bruders Hans die Straße
daher kommen.
Dürer eilte die Stiege hinab zur Hausthür und empfing
die hohen Gäste auf der Schwelle.
„Ihr also seid der Meister Dürer“, fing Kurfürst Friedrich
an, indem er die Augen mit Wohlgefallen an der hohen Gestalt
hinaufgehen ließ und ihm dann huldvoll die Rechte darreichte.
„Viel rühmet man im Reich von Eurer Kunst, auch habe ich
schon etliches, das Eure Hand geschaffen, mit Augen gesehen.
So ist mein herzlich Begehren, den Gepriesenen von Angesicht
zu schauen und mit ihm etliche Worte zu tauschen. Wollet
uns voraufgehen und uns geleiten nach der Stätte, da Ihr
wirket.“
Ehrerbietig schritt Dürer den hohen Herren voran und ließ
sie in die Werkstatt eintreten. Der Kurfürst ließ sich auf dem
ihm dargebotenen Sessel nieder, und neben ihm nahm sein
Bruder Platz.
An den Wänden hingen verschiedene Gemälde, die musterte
der Kurfürst und sprach dann seine unverhohlene Bewunderung
aus, die den Belobten um so mehr erquickte, als er merkte,
daß hier nicht bloß ein Liebhaber, sondern auch ein Kenner der
Kunst redete.