In der Sremde.
—51
gut Stück weiter rheinabwärts gezogen, habe aber nirgends
etwas Rechtes lernen mögen, denn mit der Kunst lag es dort
just im Argen. Die guten Meister waren längst gestorben,
und die an der Staffelei standen, hatten nur eine kleine Kraft.
Ging derhalben mein Sehnen nach dem Land Italien, sonderlich
nach der Stadt Venedig, von deren Herrlichkeit daheim in Nürn—
berg gar vieles geredet wird, denn Nürnberger Kaufleute weilen
viele allhier im Kaufhaus der Deutschen und bringen die Kunde
von der wunderbaren Lagunenstadt mit heim.“
„Und findet Ihr nun“, fiel Bella ein, „daß diese Kunde
gelogen?“
Albrecht schüttelte den Kopf. „Wie in ein Zauberland
versetzt erscheine ich mir. Meine Augen sind geblendet von all
dem Glanz, so mich allhier umstrahlet. Sonderlich die Kunst,
wie hat sie allhier ihre Heimstatt! Nürnberg muß sich mit
einem einigen Meister der Malkunst begnügen, das ist der, in
dessen Schule ich gesessen; — hier in Venedig stehet eine ganze
Anzahl mit einander im Wetteifer, keiner den andern nachahmend,
jeder in seiner Weise schaffend.“
„Und welcher ist's, der Euch am meisten gefällt?“ fragte
Bella. „Sind es die Gebrüder Bellini, oder Bartolomeo Viva—
rini, oder Marco Marziale, oder die Gebrüder de Barbari,.
oder Andrea Mantegna?“
„Dessen Ihr zuletzt gedenket, der ist's“, versetzte Albrecht.
„Die andern sind mir, so sehr ich sie auch bewundere, mehr
oder minder fremd; es wird mir schwer, mich in ihre Gedanken
zu finden. Dagegen was Meister Mantegna gemalet, das lachet
mich vertraut an, und ich fühle, daß ich ihm verwandt bin,
wenn der Geringe dem Großen gegenüber solche Rede führen
darf. Gar manche Stunde habe ich darauf gewendet, seine
Bildwerke nachzuzeichnen, daß ich sie mit heim nehmen möge.“
—