Volltext: Albrecht Dürer

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Viertes Kapitel. 
viertes Rapitel. 
In des Vaters Werhkstatt. 
Es war ein kalter Märztag des Jahres 1486. In großen 
Flocken wirbelte der Schnee hernieder und hüllte die bereits ab— 
getauten Dächer von neuem in das weiße Winterkleid. 
In Meister Dürers Werkstatt war es still. Einsam saß 
der Albrecht auf seinem Schemel und arbeitete an einem Gold— 
reif, dem ein neuer Amethyst einzusetzen war. Der Vater war 
nicht zugegen: er war in Geschäften gen Augsburg gefahren, 
don den beiden Gesellen lag der eine krank im Bett, der andere 
hatte eine Besorgung in der Stadt auszurichten. 
Albrecht war heute nicht mit rechtem Ernst bei der Arbeit. 
Neben ihm auf dem Tisch lag eine Zeichnung, zu der wendete 
er von Zeit zu Zeit den Kopf hinüber und ließ die Augen be— 
trachtend darauf ruhen. 
Da klopfte es leise, und über die Schwelle trat ein Mägd— 
lein von etwa dreizehn Jahren mit einem Gesicht wie Milch 
und Blut, mit einem Augenpaar wie Vergißmeinnichtblümlein 
und mit einer Gestalt wie eine Gazelle. Eine kleine Haube 
von schwarzem, mit Marderpelz verbrämtem Sammet deckte das 
Haupt mit dem lang herabfließenden Blondhaar, und um den 
Körper schmiegte sich ein dunkelblaues Kleid, über welches ein 
kurzes Mäntelchen von schwarzem, ebenfalls mit Marderpelz be⸗ 
setztem Sammet bis zu den Hüften herabhing. 
Es war das älteste Töchterlein des ehrbaren Herrn Hans 
Frey, eines reichen, vielseitig gebildeten und hoch angesehenen 
Bürgers, welcher innerhalb wie außerhalb der Stadt beträcht— 
liche liegende Güter besaß und zum öftern schon in dem großen 
Rat gesessen hatte.
	        
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