In Augsburg.
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Eines Abends, es war im Anfang August, kam Dürer in
besonders gehobener Stimmung heim und erzählte über Tisch:
„Am heutigen Tage ist mir abermals eine hohe Ehre zu teil
geworden: der Erzbischof von Magdeburg und Mainz, Primas
und Erzkanzler des deutschen Reichs, der allhier auf dem Reichs—
tag von dem heiligen Vater den Kardinalshut empfangen, hatte
mich zu sich zu entbieten die Gnade gehabt und mich gebeten ihn
zu konterfeien. Solches habe ich nun heute ausgerichtet, danach
aber noch etliche Stunden bei dem hohen Herrn in traulicher
Zwiesprach geweilet. Welch ein feiner Mann ist das! Mit wel—
cher Liebe und Verständnis huldigt er der Kunst, für welche er
kein Geld scheut! Unermeßlich ist der Schatz von Heiligtümern,
so er in seiner Kirche zu Halle aufgesammelt. Hat mir auch
für das Gemälde, darüber er seine große Zufriedenheit kund—
gegeben, alsobald die Summe von zweihundert Goldgülden aus—
zezahlt, nebst zwanzig Ellen Damast zu einem Rock, dessen ich
just bedürftig bin.
Und siehe, noch eines andern Begebnisses muß ich gedenken,
so mir heute geworden. Abermals war es mir vergönnet, vor
dem Kaiser zu erscheinen und mit ihm zu reden über den
Triumphwagen, so ich für ihn gemalet. War just eine Anzahl
Fürsten bei ihm, welche mir alle mit großer Huld begegneten.
Da ich nun auf Begehren kaiserlicher Majestät einen Ritterhelm
malete, trat derselbige hinzu, nahm mir die Kohle aus der
Hand und sprach, er wolle das Ding auch versuchen. Da ge—
schah es ihm zu wiederholten Malen, daß ihm die Kohle ab—
brach, und das Werk wollte ihm nimmer gelingen. So gab er
sie mir wieder, und ich brachte die Sache flugs zu Ende. Da
lachte der Kaiser: , Wie mag es nur kommen, daß mir die Kohle
immer abbricht und Euch niemalen?‘“ Wie nun der Kaiser so
gar leutselig mit mir redete, wuchs mir der Mut, und ich er—