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Vierundzwanzigstes Kapitel.
freudiger Überraschung entfuhr und seine Hand die des Meisters
suchte, um sie herzlich zu drücken.
Dürer erbat sich die Gnade, das Bild vorerst mit heim—
nehmen zu dürfen, um hier und da noch nachzuhelfen, am an—
dern Tag solle es dann Sr. Majestät zugehen.
Damit war der Kaiser einverstanden und entließ den Künst—
ler mit huldvollen Worten.
Von nun an bekam Dürer Arbeit über Arbeit, da durch
das von ihm gemalte Bildnis des Kaisers seine Anwesenheit in
Augsburg erst allgemein bekannt ward. Der reiche Patrizier
Jakob Fugger bat ihn in sein Haus, um sich von ihm malen
zu lassen, desgleichen eine vornehme Augsburgerin, Sibylla
Arztin. Noch größere Aufträge bekam er von dem gelehrten
und kunstsinnigen Stadtschreiber und kaiserlichen Rat Dr. Konrad
Peutinger, zu dem er mit der Zeit in ein vertrautes Verhältnis
trat, zumal er in ihm einen Mann erkannte, der in dem reli—
giösen Bedürfnis mit ihm zusammentraf.
Daneben füllte sich sein Skizzenbuch mit den Bildnissen
hervorragender Persönlichkeiten, die er während der Reichstags—
sitzungen heimlich porträtierte, darunter der Kurfürst Friedrich
von Sachsen, der Kurfürst Joachim J. von Brandenburg und
dessen gleichnamiger Sohn, der Pfalzgraf Friedrich, der Fürst
Wolfgang von Anhalt, der Bischof Bernhard von Trient, die
Äbte von St. Paul in Lavanthal und vom Kloster Heilsbronn.
Das Bildnis des Ritters Ulrich von Hutten nahm er sogar zwei—
mal auf.
Die Augustinermönche von St. Ulrich, bei denen er zur
Herberge lag, drangen ebenfalls in den Meister, ihnen ein Gast—
geschenk zu hinterlassen, und bereitwillig kam er dem Verlangen
nach, indem er von den Klosterbrüdern eine ganze Anzahl malte.
Darüber waren Wochen vergangen.