Volltext: Albrecht Dürer

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Zweiundzwanzigstes Kapitel. 
Herr Wilibald Pirkheimer kam nebst andern Nürnbergern und 
Nürnbergerinnen, welche den Trauernden ihr Beileid kund geben 
wollten. 
Schäufelein trat derweile mit dem Hans und Sebald Beham, 
dem Gesellen, welcher eben aus der Stadt heimgekommen war, 
in des Meisters Werkstatt und wurde nicht müde, von dem 
Jüngling zu hören, was der Meister in den letzten Jahren seit 
Entlassung der beiden Gesellen alles geschaffen habe. Hans kam 
nimmer an ein Ende, denn wenn er vermeinte, er hätte alles 
genannt, so fiel ihm wieder noch etwas bei. 
„Es ist ein Born, der unablässig sprudelt“, sagte Schäufe⸗ 
lein zuletzt. „Die lieben Heiligen, so er im Bilde verherrlicht, 
mögen ihn schützen und stärken und ihm noch der Jahre viel 
hinzufügen!“ — — — 
Fast ein Jahr war nach diesem Begebnis vergangen. Da 
trat in Dürers Haus ein fremder Mann, dem Aussehen nach 
ein Welscher, denn rabenschwarz schauten aus dem bräunlichen 
Gesicht die großen Augen, und dichtes, schwarzes Lockenhaar 
wallte um die Schläfe. 
„Gott grüß Euch, Herr!“ sprach er mit artiger Vernei⸗ 
gung. „Ich stehe vor dem Meister Albrecht Dürer?“ 
„Ihr nennet mich beim rechten Namen“, erwiderte der An— 
gerede. „Welches ist Euer Begehr?“ 
„Von fernher komme ich“, versetzte der Mann, „es ist ein 
weiter Weg von Rom bis Nürnberg. Ich bin ein Bote Meister 
Raffaels an Meister Dürer.“ 
„Was saget Ihr?“ rief Dürer, indem der Pinsel, den er 
gerade in der Hand hielt, zur Erde fiel. „O seid willkom— 
men unter meinem Dach. Was sendet mir der Meister aller 
Meister?“
	        
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