Volltext: Albrecht Dürer

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Siebzehntes Kapitel. 
Monat auf Monat verging, der ganze Sommer verstrich, 
und das Gemälde wollte nimmer fertig werden. Je weiter der 
Meister kam, desto mehr begriff er den Umfang der Aufgabe, 
die er sich gestellt. Dazu kamen neuerdings anderweitige Auf— 
träge, welche er nicht abweisen durfte und ihm zugleich Lohn 
abwarfen. 
Endlich, am 29. September, hieß es in der Stadt: „Mei— 
ster Dürer hat den letzten Pinselstrich gethan, das Rosenkranz— 
fest (so nannte man kürzlich das Bild) ist fertig.“ 
Nun war das ein Strömen und Drängen nach des deut— 
schen Malers Werkstatt an der Rialtobrücke, alles, was die 
Kunst liebte, war auf den Beinen, um den lang erhofften An— 
blick zu genießen. Die ganze Künstlerschaft war versammelt, auch 
der Adel, ja sogar das weltliche und das geistliche Oberhaupt 
von Venedig erschienen, der Doge und der Patriarch, beide feine 
Kunstkenner. 
Die Versammelten waren zuerst stumm, man war über— 
wältigt von dem empfangenen Eindruck, dann aber brach der 
Lobpreis aus wie ein Sturm, daß dem Meister Hören und 
Sehen vergehen wollte. 
Und das Werk verdiente den Ruhm im vollsten Maß: es 
war ein Meisterstück geworden.“) 
Mitten in einer heitern Landschaft sitz einem Thron 
die heilige Jungfrau in goldigem Haarg'lock und blauem Ge— 
wand, auf ihrem Schoße sitzt das Christuskind, über ihr halten 
wei fliegende Engel eine goldene Krone. Zur Rechten des Thro⸗ 
nes steht der heilige Dominikus, der Begründer des Rosenkranz— 
) Gegen eine ungeheure Summe erkaufte später Kaiser Rudolf II. 
das Gemälde und ließ es, um es vor Beschädigungen zu bewahren, durch 
bier starke Männer auf den Schultern von Venedig nach Prag tragen.
	        
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