Volltext: Albrecht Dürer

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Siebzehntes Kapitel. 
hiesigen Maler gegen ihn! Solche Gemütstiefe sucht man bei 
ihnen vergebens. Man sagt von den Deutschen: So kalt um sie 
die Luft, so warm in ihnen das Gemüt. Nun sehe ich, daß 
das wahr ist.“ 
„Ich falle dir bei, meine herzliebe Bella“, entgegnete der 
Ohm. „Auch mir lacht das Herz im Leib beim Anblick dieser 
Bilder. Auch andres Malwerk sah ich schon von ihm, das mir 
baß gefallen.“ 
„Wo mag er weilen, der Meister Albrecht Dürer?“ fragte 
Bella. „In Nürnberg, seiner Vaterstadt?“ 
„Ja“, erwiderte der Ohm, „dort stehet seine Werkstatt, 
doch zur Stunde — — —“ 
Er hielt plötzlich inne, da er sich fragte, ob es nicht die 
Kranke zu sehr erregen würde, wenn er ihr das weitere offen— 
barte. Da ihn jedoch Bellas dringende Bitte ermutigte, fuhr er 
fort und erzählte ihr, daß Meister Dürer gegenwärtig in Venedig 
weile, um im Auftrag der Signoria für die erneuerte St. Bar— 
tolomäuskapelle ein großes Altarbild zu malen. 
Die Signora richtete den Oberkörper in die Höhe, um zu 
sitzen, und ließ sich von der Dienerin den Rücken mit einem 
Kissen stützen, als wollte sie besser hören können. „In Venedig 
weilet er? In meiner nächsten Nähe?“ sagte sie. „O, ich 
möchte ihn wohl wiedersehen, den herrlichen Mann! Er muß 
jetzo auf der Höhe der Manneskraft stehen.“ 
„Er zählt der Jahre vierunddreißig“, sagte der Ohm. „Schon 
durch seine äußere Erscheinung fällt er in die Augen. Es wan— 
delt einen an wie Andacht, wenn man ihn anschaut. Und nun 
sein Wesen, sein Charakter erst! Man möchte vor ihm immer 
stehen mit entblößtem Haupt.“ 
„Aber wie ist das nun mit Marcantonio?“ fragte die 
Signora. „Ihr sagtet, er stünde vor Gericht.“
	        
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