Des Sreundes Treue.
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Wie stolz sein schwarzes Streitroß mit dem goldschimmern—
den Riemenzeug und der veilchenblauen, mit gelber Seide reich—
gestickten Satteldecke die Füße setzte, als fühlte es die Ehre,
den Feldhauptmann zu tragen! Und wie herrlich er selbst er—
schien in dem scharlachroten Waffenkleid, dem vergoldeten Stahl—
panzer und dem wehenden weißen Zimier! Höher schlugen die
Herzen bei seinem Anblick, und lauter Heilruf grüßte ihn, nach—
dem er die Schar in langer, schnurgerader Linie aufgestellt.
Etwas abseits von dem Getümmel des Volks unter einer
einsamen Linde stand ein Mann, dessen Augen mit besonderer
Aufmerksamkeit dem kriegerischen Schauspiel folgten. Jetzt, wo
die Aufstellung beendet war, entnahm er der Brusttasche ein
Stück Pergament nebst einem Stift und begann eifrig zu zeich—
nen. Als dann nach einer halben Stunde sich alles verlaufen
hatte, lehnte er noch an dem Stamm und hantierte mit dem
Griffel, dann schob er das Pergament in die Tasche und begab
sich heim. Der Mann war Albrecht Dürer.
Etliche Tage später begab er sich nach dem Herrenmarkt
und that an dem Pirkheimerschen Haus die üblichen drei Schläge
mit dem Klopfer gegen die Messingplatte der Thür.
In die Halle eingetreten, fand er die Knechte mit allerlei
Vorbereitungen zu dem Ausmarsch, der morgen stattfinden sollte,
beschäftigt.
Er traf den Freund eben im Familiengemach bei seinem
jungen Weibe, der Frau Crescentia, welcher er in ihrem Scheide—
weh tröstlich zuzusprechen suchte.
Die Erscheinung des Herzensfreundes war dem Herrn Wili⸗
bald augenscheinlich eine Erleichterung, und er hieß ihn mit
ganz besonderer Wärme willkommen. Dann sagte er: „Meister
Albrecht, helfet mir eine Betrübte und Geängstete trösten, der
da banget vor der Einsamkeit, darinnen sie zurückbleiben muß,