28 Michels, Zur Geschichte des Nürnberger Theaters im 16, Jh.
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"Zur Geschichte des Nürnberger Theaters
im 16. Jahrhundert.
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i. Archivalische Mittheilungen aus den Jahren
1549.— 1576.
Seit längerer Zeit mit umfassenderen : Arbeiten über
Leben ‚und Werke des Hans Sachs beschäftigt, fand ich
bei Durchforschung der Nürnberger ‘Rathsverlässe’, d. h. der
bei den Sitzungen des Raths über dessen Beschlüsse ge-
“ührten Protocolle, die gegenwärtig im Kgl. bair. Kreis-
archiv aufbewahrt werden, seit dem Jahre 1549 eine Reihe
von Genehmigungen von Fastnachtspielen, die ein inter-
essantes Licht auf die damaligen Nürnberger Theaterver-
hältnisse werfen. Ich beabsichtige, an anderer Stelle darauf
zurückzukommen, und kann mich füglich hier eines ausführ-
lichen Commentars enthalten. Dass die Rathsverlässe ge-
ade um diese Zeit beginnen, sich mit Fastnachtaufführungen
zu beschäftigen, darf nicht Wunder nehmen. Die Ereignisse
der vorhergehenden Jahre, der. Schmalkaldische Krieg und
das Interim veranlassten den Rath, die Censur äusserst
straff zu handhaben und nicht bloss mehr auf wirkliche
Streitschriften anzuwenden. Immer wieder wird den Druckern
eingeschärft, jedes Werk dem Rath vorzulegen, immer wieder
werden Schmählieder, aufreizende Kanzelreden verboten.
Vom 22. December 1548 datirt die bekannte Verordnung
über die Umänderung des Liedes ‘Erhalt uns, Herr, ‘bei
deinem Wort’. Die jährlich wiederholten Verfügungen, das
Schembartlaufen betreffend, sprechen vom Fastnachtspiel
nicht, weder vorher noch später, ein Beweis, dass ein Zu-
sammenhang zwischen Schembart- und Fastnachtspiel nicht
empfunden wurde, Vereinzelte Genehmigungen von Auf-
führungen finden sich allerdings auch früher, namentlich
von Schulkomödien und von Schaustellungen fremder Spiel-
leute. So wird etwa am 26. December 1547 den jüngen
Knaben beim Rappolt!) vergönnt, ‘heut jr Comedj lateinisch
\ Vgl. Goedeke 8 148: 252 k.