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Säulen erhoben sich, mit Blei eingegossen, zierliche steinerne
Kreuze zum Zeichen, daß man den neuen Ländern das
Christentum bringen wollte. Zur Belehrung der Heiden
wurden jedem der beiden Schiffe zwei Priester beigegeben,
welche zu diesem Zwecke den besondern Segen des Papstes
in Rom erhalten hatten. Der römische Papst, der sich
als den obersten Gebieter der ganzen Erde betrachtete,
hatte schon zur Zeit des berühmten portugiesischen Prinzen
Heinrich alle Inseln und Länder, welche man entdecken,
erobern und mit ihren heidnischen Einwohnern dem Chri—
stentume zuführen würde, der Krone von Portugal zum
dauernden Besitze überwiesen.
An jenem Tage der Abfahrt strömte eine unabseh—
bare Menschenmenge dem Hafen von Lissabon zu. Nicht
nur die Einwohner der Stadt wollten dem Schauspiele
beiwohnen; von nah und fern kamen ganze Karawanen
schaulustiger Menschen herbeigezogen. Als von den Mann—
schaften die letzten Stückgüter in den Schiffen gestauet waren,
gingen auf den Brückenstegen Diogo Kano und Martin
Behaim unter dem Jubelruf des Volkes an Bord. Beide
betraten auf ihren Fahrzeugen die Kommandobrücke, und
auf einen Wink des ersten Befehlshabers wurden die
Anker gelichtet, die Segel an den Masten aufgezogen.
Wie die schmucken Fahrzeuge sich langsam in Bewegung
setzten, donnerten ihnen Kanonen vom Lande einen Ab—
schiedsgruß zu, der vom Wasser aus kräftige Erwiderung
fand. Die Leute am Strande schickten den Scheidenden
lauten Heilruf nach und schwenkten jauchzend die Hüte,
die Mannschaft brachte ihnen, mit den Schifferkappen
winkend, ihren dankbaren Gegengruß. Also zog das kleine
Geschwader von der Mündung des Tajo in den Atlan—
tischen Ocean.