Volltext: Hans Sachs

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verlegen. Da dies für die winterlidhen Fejte, alfo für 
9a8 Weihnachtafejt, nicht möglich war, Jo befohränkte man 
ich auf da in die Frühlingszeit fallende Ofterfeft. 
So Haben ih denn auch bei uns vorzugäweifje Ddiefe 
Diter/piele erhaften, weldje das Leiden und die Auferftehung 
Ehrifti behandeln, und die man daher auch Baflionsfpiele 
oder Paffionalen nannte. 
An diefe Inlipfte da3 Drama unjres Dichter? unmittel- 
bar an; Hans Sad3 bildete es zeitgemäß fort. Er ver- 
Gannte jene fomijhen Figuren und fehrte fo zu Der ur]präüng- 
fichen Strenge zurück. Man hat daher mit Recht behauptet, 
wie Luther die Religion von allem Menfjhenmerk befreite, 
jo habe HanZ SadS das geiftlidge Drama von allen welt: 
figen Elementen befreit, oder, wie wir [päter fjehen werden, 
diefe vielmehr al8 eigene Gattung daraus auSgefchieden. 
Indem er auch den Geiligengefchichten feine neuere 
rein proteftantifHe Bühne verjchloß, Ichöpfte er den 
Stoff feiner geijtliden Dramen allein aus der Bibel. Er 
jelbit fagt, fie feien gefhrieben, nicht zur Unterhaltung der 
Bufhauer, jondern zur Ehre und zum KRuhme Gottes, zum 
Wohle des Nächjten; ihr Zweck fei, den Zujhauer ZU. Reue 
und Buße, zu einem gottgefälligen, <Hriftlihen Lebenzwandel 
anzujpornen. So find die auftretenden Perfonen vor allem 
Beifpiele des Guten oder des Böjen. Alle feine Helden 
Haben die Schule Luthers durchgemacht ; Jie disputieren über 
die Erbfünde, die Erlöfung, die Werkgerechtigfeit und Kecht- 
fertigung allein durch den Slauben; denn felbjt Adam und 
Eva, Kakob und Ejau u. f. mw. Jind bei ihm wohlbekannt 
mit den Lehren des Heiligen Paulus; Gott felbft it wohl- 
bewandert in den Schriften des Augujtinus; vor allem hat 
zur fich Quther8 Hl. Katechismus eingeprägt. 
Gerade die Naivetät diejer YWuffajfjung wirkte zündend 
auf die für die neue ebangelifche Lehre begeifterte Menge, 
die aufnıerfjam jenen Reden Iaufchte. 
Daher jchreibt fidh auch die ungehHcure Ropularität der 
geiftligen Dramen unjres Dichters; er Hat deren etwa fünfzig 
gefchrieben, die meiftenS dem alten Teftamente entlehnt find, 
wohl deshalb, weil der Dichter bezwedte, Die Gfäubigen in 
Siefen ihnen weniger bekannten Teil der Bibel einzuführen.
	        
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