>C
VIT.
Hans Sadıs als Didier von
biblilchen und weltlichen Drameu.
295 Deutide Drama wie das aller Kulturvölker der
w > neueren wie der älteren Beit ift aus dem religiöfen
«< Sultus hervorgegangen.
An den großen AHriftlichen Feften wurde nämlich
der betreffende Bibeltert nach der Erzählung der Evan-
gelien fchon fehr früh mit verteilten Rollen von den
S$emeindemitgliedern borgelefen; nur die Reden Chrijti trug
der Priefter vor. Die Sprache war die fateini{dhe; doch
:rat in Deutjchland bald zu dem lateinijchen Texte eine ge:
veimte Erflärung in deutfcher Sprache hinzu. Später bediente
man jich diefer vorwiegend. Schon im zwölften Sahrhundert
tegten die mitwirkenden Berfonen ein befonderes Koftüm an.
Bald begnügte man fich nicht mehr mit dem biblifchen Text;
diefer wurde vielmehr durch Abkürzungen und Austhmücungen
von ben Geiftlichen für die Aufführung bearbeitet und fo
allmählich faft alle dazu geeigneten Abfjchnitte der biblifchen
Sefdhichte dramatifiert. Diefe Bearbeitungen, Myfterien oder
Spiele genannt, fAhrieb man in den Köftern auf, um fie
au dem nachfommenden Sefjchlechte zu erhalten.
Später mußten auch die Geiligengelchichten Stoff dazı
liefern. Sm 14. Sahrhundert war außerdem in der Berfon
des hHabfüchtigen YıdazZ das Fomijche Clement Hinzugetreten,
dem fi dann auch bald ein Duadkfalber oder Krämer bei-
gefellte, bei dem die zu Chrifti Grabe gehenden Weiber ihre
Spezereien Kauften.
Die Aufführungen fanden zuerft in der Kirche unter
dem Singehor fjtatt, fo daß die Sänger dabei bequem mitwirken
fonnten. Bald vermochte jedoch die Kirche nicht mehr die
Zujdhauer zu faffen. Anderfeits fhien diefe auch für die
verweltlichten Spiele kaum noch geeignet; e8 verboten deshalb
icon im 14. Jahrhundert die Bijhöfe und Synoden die
Aufführungen in der Kirche.
Man fah fich deshalb genötigt, dieje ins Hreie, zunächft
auf die Friedhöfe, Kloiterhöfe und felbit auf die Straße zu