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von der Länge von ca. 40 bis 50 cm. Bei den Figuren, weldhen das
Fußgeitell fehlt, Hit natürliH der Gebrauch diefer Vorrichtung nicht möglich.
Die Zinnmalerin hält bei der Arbeit den Oberkörper vornübergebeugt,
Da die zu beftreichenden Flächen doch verhältnismäßig Hein find und jtet3
acht zu geben ijt, Daß man nicht mit der Farbe in eine mit anderer Farbe
zu beitreidhende Fläche gerate, jo muß die Arbeiterin ftet8 die Augen {treng
auf die Arbeit geheftet hHakten, zumal bei feiner Arbeit, bei der oft ganz
feine Linien auszuziehen find. Der Einfluß der leßtgenannten Umftände auf
die Gefundheit der Arbeiterin wird im Kapitel IV beivrochen werden.
2, Familienjtelung und fociale Stellung der Zinnmalerinnen.
Die Zinnmalerinnen gehören der Arbeiterflafje an; fie find Chefrauen
oder Witwen von Arbeitern, Frauen aus dem Mittelftande, Witwen oder
Töchter von Beamten, Lehrern u. f. w. widmen fich diefer Arbeit nicht.
Der Grund Hierfür liegt nicht in erfter Linie in der fchlehten Be-
zahlung des Zinnmalen8; denn wenn der Lohn für diefe Arbeit auch fehr
[chlecht ift, fo erreicht er vielleicht doc immer noch den Verdienit aus der
Näh- und Stidarbeit oder bleibt menigjtens nicht weit hinter demfelben
zurüd, Sondern in erfter Linie Hält der laute und verräterifhe Geruch der
Sarben die bezeichneten Frauen vom Zinnmalen ab. Dann aber läßt fih
aud) eine Stid= oder Häkelarbeit recht gut in Gefelfjchaft verrichten, mährend
man ein Gro8 Bleifoldaten und ein halbes Dugend Farbenfhüffeln wohl
nicht auf dem Tijhe aufftellen Könnte, ohne bei der Gefellfchaft in Miß-
fredit zu Koinmen, Das Bedürfnis diefer Frauen des Mitteljtandes nach
Arbeitsverdienft einerfeit3 und andererfeit8 das Beftreben, die Arbeit als
etwas Entehrendes zu verheimlidhen, vertragen fi fo fchleht, daß diefe
Frauen wohl auch weiterhin zur Näh- und Sticarbeit verurteilt bleiben
werden.
Auch Frauen und Kinder aus den Landbhezirken Nürnberg8 und Fürths
befchäftigen ih mit dem Bemalen der Zinnfiguren; jedoch gehören auch fie
der Arbeiterbevölferung an. Landleute find fhon deshalb von der Arbeit
nahezu ausgefchlofjen, weil fie gerade mährend des größten Teils der hohen
Saijon der Spielmareninduftrie, vom Mai bis Oktober und insbefondere
;m Auguft und September, durch Iandwirtfchaftlihe Arbeiten in UAnfpruch
genommen find.
Der größere Teil der Zinnmalerinnen jucht in der Heimarbeit nur
einen Nebenerwerb, eine Ergänzung zu dem Haupteiniommen; nur für den
fleineren Teil bildet der Verdienft aus diefer Arbeit das Haupteinkommen.
UÜblfelder.