Volltext: Bis zur reformatorischen Thätigkeit in Altenburg (Band 1)

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der Exkommunikation, von der ihn nur der apostolische 
Stuhl wieder lösen konnte. Und selbst der reuig Zurück— 
kehrende verfiel sechsmonatlichem Kerker und ging zeitlebens 
des Stimmrechtes verlustig.87) Und war denn das witten— 
berger Ereignis nicht womöglich ein einzigartiger Fall von 
Rebellion, verursacht durch eine unklare Natur wie Karlstadt 
und die Hetzreden eines Zwilling, der sich nie mit den strengen 
Sitten des Ordens hatte befreunden können7 88) Ja, selbst 
wenn hier oder dort ein welt⸗ und ehesüchtiger Abtrünniger 
Cust zur Nachahmung verspüren sollte, würde nicht unerbittliche 
Strenge, exemplarische Strafe solche Gelüste niederhalten ? 
Gelang es aber nicht, die Aufständischen im Saume zu 
halten, so hatte Linck durch die Anwendung der ihm kraft 
der von Papst und Kapitel verliehenen Macht zu Gebote 
stehenden Strafmittel doch seiner Pflicht als Generalvikar 
genügt und war der Verantwortung ledig! So forderten 
es Kaiser und Papst, Ordensgesetz und Prior — und doch 
handelte er anders. Allerdings durfte er sich sagen, einen 
praktischen Erfolg würden seine Strafbefehle zunächst nicht 
gehabt haben, er war ebenso machtlos wie Held. Ja das 
ihm wohlbekannte zögernde Verhalten des Kurfürsten, die 
Unschlüssigkeit der Universität, die Duldsamkeit des städtischen 
Rates, welche sich schon in der Verleihung des Bürger⸗ 
rechtes an einen der Ausgetretenen bekundete,89) zeigten ihm, 
dem mit den Verhältnissen Vertrauten, den wirklichen Stand 
der Sache. Wäre er nun nicht der Reformator gewesen, 
der, selbst evangelisch, in evangelischem Geiste die Kirche 
und deren Einrichtungen gestaltet wissen wollte, so hätte 
er anjetzt ohnmächtig uud gebrochen das vernichtete Werk 
seiner Vorfahren, an das auch er die ganze Kraft seines 
Fleißes gesetzt, bejammern und über sein verfehltes Leben
	        
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