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An mein Bette.
Die Abendsonne sinket,
Die Arbeit ist vollbracht,
Und leise, heimlich winket
Zur Ruh' die stille Nacht;
Sie breitet ihre Schwingen
Weit über Land und Flur,
Und Zaubertoöne singen
In Schlummer die Natur.
Du Bette, nimmst den Müden
In Deinen weichen Schoos,
Er ruht in süßem Frieden,
Der Tages-Sorgen los;
Auf Deinem sanften Kissen
Vergißt er Müh' und Pein,
Sein ruhiges Gewissen
Wiegt ihn zum Schlummer ein.
In Deinem Reiche waltet
Der Träume toller Schwarm,
Die Phantasie entfaltet
Uns Bilder lebenswarm:
Dem Ehrgeiz reicht sie Orden,
Dem Armen Säcke Gold,
Dem Schlemmer Mandeltorten,
Dem Schäser Minnesold.