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Handelsinstitut für Bayern in Nürnberg zu errichten,
dessen Kosten aus Centralfonds bestritten würden.
Wegen Mangels der erforderlichen Dotationsmittel wurde jedoch
diese Bitte unter dem 16. September 1856 abgeschlagen.
ind Doch damit sollte die Sache noch nicht ihre endgiltige Erledigung
finden.
Am 15. Juli 1857 beauftragte die K. Regierung den Stadt—
magistrat Nürnberg, rationelle Kaufleute, Techniker und Fabrikanten
darüber gutachtlich zu vernehmen, ob das angebliche Bedürfnis einer
höheren Handelsschule als wirklich bestehend von ihnen anerkannt
werde, nachdem dies bei früheren Verhandlungen von einigen Seiten
entschieden in Abrede gestellt worden sei.
Hiebei sollte der Magistrat wiederholt in Erwägung ziehen, ob
nicht etwa durch eine teilweise Reorganisation der städtischen Handels—
schule zu Nürnberg dem etwaigen Bedürfnis abgeholfen werden könnte.
In Folge dessen wurde eine Kommission gebildet, welche aus Bürger—
meister Hilpert, Marktsvorsteher CRopf, Kaufmann Eckart, den
Rektoren Dr. Romig, Dr. Rose, Dr. Hopf bestand. In der Sitzung
am 21. Juli 1857 sprach sich dieselbe dahin aus, daß eine höhere
Handelsschule in Nürnberg ein Bedürfnis sei, da die bereits be—
stehende den an eine solche Anstalt zu machenden Forderungen nicht
entspreche und nicht entsprechen könne, weil sie von den Schülern zu
frühzeitig und gerade in dem Alter verlassen würde, in welchem erst
das richtige Verständnis der eigentlichen Handelswissenschaften mög—
lich sei.
Dieses höhere Lehrinstitut müsse jedoch Staatsanstalt sein und
ihre Zöglinge aus den verschiedenen Handelsschulen erhalten, gleich—
wie die polytechnische aus den Gewerbschulen. Eine Verschmel—
zung derselben mit der bereits bestehenden Handelsschule durch An—
fügung eines neuen Kurses sei darum nicht thunlich.
WMarktsvorsteher Cnopf und Rektor Hopf bestritten zwar die
Bedürfnisfrage, gaben aber zu, daß eine höhere Handelslehranstalt
wünschenswert sei und allerdings von Nutzen sein könne. Diesem Gut—
achten schloß sich nachträäglich noch Fabrikbesitzer Puscher an.
Obwohl auch die städtischen Kollegien demselben in allen Punk⸗
ten beitraten, so war doch die Errichtung einer höheren Handels⸗
schule von vornherein illusorisch gemacht, da die Stimmen über die
Bedürfnisfrage auseinandergingen. Denn Luxusanstalten zu gründen,
wird man dem Staate wol nicht zumuten wollen. Nur bei der größ⸗
ten Einstimmigkeit und stärksten Betonung des Bedürfnisses, ja der