32 Christliche Trost Rede.
Freude oder Wollust / weder sehen noch hoͤren. Die Au—
gen / das verhimmelte Gemuͤth / sihet einen baͤssern Lust /
einen schoͤnern Garten; darum twweg / weg und beyseits
mit irdischen Gaͤrten / die Himmel⸗Seele mag nichts
mehr davon / sie mag nichts mehr darvon hoͤren / es ist
nur ein Schatten⸗Wesen / sie wincket / die schwache Zunge
lallet / man solle den Garten hinweg thun / seines liebsten
Schatzes / Jungf. Schwester / als ein rechtes Tugend⸗
Herlen⸗Bild / mag nur immer hin Seufzer⸗Schluchzend
ihn befragen: Ob er nicht wolle bald wieder in dem Gartẽ
hinein spaziren? Er hat schon einen baͤssern Garten / Ich
habe die Gnade Gottes / spricht das fromme Hertz!
Darinnen will er sich lustiren / darinnen will er sich gnug
umsehen / das seelige Gnaden-Anschauen seines Gottes /
ist ihme sein Paradis und Lust-Garten / diesen wandlet
er allbereit schon mit denseligen Gedancken durch / nur
der schwache Leib / haͤlt annoch / die Himmel⸗-verlang⸗
bare Seele / in seinem Erden⸗Kercker ein klein⸗wenig zu⸗
ruͤckund gefangen.
Ach so sehet dann abermal / ihr lieben Trauer-⸗El⸗
tern! sehet / wie gluͤckselig seyd ihr? Warlich es ist eine
grosse Ehre und sonderbare Gnad / wann sonsten ein gros⸗
fer Welt-Potentat / eine Privat⸗Person / oder einen Frem⸗
den / in seinen Kaͤiserlichen / Koͤniglichen / oder auch Fuͤrst⸗
lichen Lust⸗Garten spaziren laͤsset; noch eine groͤssere Eh⸗
re aber / und Gnade ivuͤrde dieses seyn / wann er ihm gar
denselbigen zu eigen / und ohne Unterlaß darinnen herum
zu spaziren / und sichs zu aller nur ersinnlichen Besitzungs⸗
Lust zu bedienen / uͤbergebe und einhaͤndigte. Entweder
gar nicht / oder gar selten / wird dieses auf der Welt ge⸗
schehen. Aber der Allmoͤchtige GOtt thut solches / der hat
Euren lieben und gehorsamen Sohn / zu sich in seinen
himmlischen Lust⸗Garten / in seine zubereitete / nie gesehene
und unerhoͤrte Freuden⸗Wohnungen / aus diesem Dene