Volltext: Albrecht Dürer

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Neunzehntes Kapitel. 
Auch der erwachende Lenz vermochte nicht die Lebensgeister 
in ihm recht zu wecken, und als der Sommer anfing heiß zu 
werden, da kam's zum Vorschein, was die ganze Zeit her in 
ihm gelegen. Er verließ eines Morgens sein Lager nicht, indem 
er über schwere Kopfpein klagte. 
Die besorgte Gattin schickte nach dem Arzt, der riet lange 
nach dem eigentlichen Sitz und Namen des Übels und geriet in 
Sorge, da er von seinen Mixturen nimmer eine Wirkung ge— 
wahrte, denn das Fieber, welches gleich im Anfang heftig auf— 
getreten war, wollte von seiner Höhe nicht herunter. Der Kranke 
nahm zusehends ab, da er sich der Speise weigerte und immer 
nur zu trinken begehrte. 
Pirkheimer, welcher von einer im Dienst der Stadt unter— 
nommenen Reise heimkehrte, entsetzte sich beim Anblick des Freun— 
des und sorgte dafür, daß noch ein zweiter Arzt an seinem 
Bett erschien, zu dem er besseres Vertrauen hatte. 
In der That gelang es diesem, die Gewalt des Fiebers 
zu brechen. Nach etlichen Tagen bekam der Kranke Ruhe und 
Schlaf, auch begehrte er zum erstenmal zu essen, und die Sei— 
nigen atmeten nach langer, qualvoller Sorge getröstet auf. Den— 
noch ging noch eine ganze Woche hin, ehe der Kranke das Bett 
verlassen konnte, und auch dann fühlte er sich noch so schwach, 
daß ihn kaum die Füße trugen. 
Wie war das edle, schöne Angesicht so schmal und fahl 
geworden, wie durchsichtig lagen die gemagerten Hände auf dem 
Schoß! Wenn er so da saß in seinem Stuhl, da ward es der 
Frau Agnes schwer, die Thränen zurückzuhalten, und ihr Herz 
that sich gegen ihn auf in doppelt inniger Hingebung der pflegen— 
den Liebe. 
Dem Kranken that solche Treue über die Maßen wohl, und 
er dankte still für sich dem Herrgott für diesen lichten, mil—
	        
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