Metadaten: Die neue Zeit

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zögerte sie einen Moment, dann ging sie an dem 
Haus vorüber und vorbei an den bestellten Feldern 
zum großen Friedhof. 
An den schweren Grabsteinen schritt sie entlang, 
an dem Kruzifixus vorbei bis in einen abgeson— 
derten kleinen Garten, in dem unzählige kleine 
Hügel mit Kreuzen geschmückt lagen. 
Ihr liebes, kleines Grab war mit Efeu be— 
pflanzt, junge Triebe kletterten am Hügel hinauf. 
Lang stand fie davor mit trockenen Augen, mit ge— 
falteten Händen. Ihr kleines Liesel, das ihr ge— 
nommen und doch ihr gehörte — ganz ihr — ihrem 
Schmerz und ihrer Liebe! 
Still war Josephine dann in das Sommerhaus 
gegangen. Die Kinder hatten gar nicht bemerkt, 
daß sie gekommen, plötzlich stand sie unter ihnen 
und ordnete an und schenkte dem Haus wieder das 
alte Behagen. — 
Und heute an dem Freudentag Nürnbergs saß 
sie zum exstenmal wieder still im Garten und lauschte 
dem Läuten der Glocken. 
Der Gatte war schon früh auf das Rathaus 
gegangen. Alle Geschäfte und Schulen waren ge— 
schlossen. Die Kinder hatten die Erlaubnis be— 
kommen, mit Fritz in die Stadt zu gehen, um die 
Flaggen und Banner zu sehen, die von den Häusern 
wehten. 
Und Josephine saß und sann. Sie hatte so 
viel zu sinnen, seitdem sie so einsam geworden. 
Sie begriff immer noch nicht, wie es hatte kommen 
können. Hatte sie den Gatten denn nicht geliebt 
mit ihrer ganzen Seele? Sie dachte der wonnigen 
Stunden zu zweien, ihres jungen Eheglücks. Wie 
so etwas schwinden kann! Dem einen kaum merkbar
	        
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