Inhaltsverzeichnis: Albrecht Dürer

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Dingen Gelegenheit zu glänzen. Die Wagen werden bald durch 
kleinere Räder geschoben, welche in die Speichen grösserer ein- 
greifen, bald mittelst Kurbeln bewegt oder durch ein Zahnradwerk 
vorwärts getrieben. Die erste bewegende Kraft bilden Männer. 
welche die Kurbeln drehen, die Räder mit Stangen u. a. stossen 
Dadurch und durch die phantastische Form der Wagengerüste ver- 
miecd Dürer den Eindruck des Mechanischen und Unbelebten. Wenn 
ihm hier niemand einsprach oder Vorschriften erteilte, so musste 
er sich dagegen bei der Komposition des grossen Triumphwagens 
fremden Forderungen fügen. Auf dem ersten, mit der Feder ge- 
zeichneten Entwurfe (Albertina) giebt er dem Wagen eine ziemlich 
einfache Form und bespannt ihn mit lustig galoppierenden, von 
lebensfrischen Burschen gelenkten Rossen. Diese Darstellung er- 
schien offenbar nicht im Einklang mit der am Hofe des Kaisers 
gepflegten poetischen Gelchrsamkeit, Unter Mitwirkung Pirkheimers 
wurde (1518) von Dürer ein neuer Wagen entworfen, welcher durch 
einen reichen, allegorischen Prunk sich auszeichnet. Den Wagen um- 
geben Frauengestalten, mannigfache Tugenden vorstellend; eine 
Frau (die Vernunft) lenkt die vielen Pferde, welche wohl eine an- 
schnlichere, aber lange nicht so lebendige Gestalt wie auf dem 
ersten Entwurfe empfingen. 
Auch bei der Triumphpforte musste sich Dürer die Mitwirkung 
eines Gelehrten, des Johannes Stabius, gefallen lassen. Sein Eigen- 
tum bleibt die architektonische Anordnung des Ganzen und die 
Zeichnung der einzelnen Bauglieder. Da kein wirkliches, sondern 
nur cin eingebildetes Bauwerk, ein Schaustück, geschaffen werden 
sollte, so legte Dürer seiner Phantasie keine Zügel an; hielt sich 
nicht an cine der bestehenden Bauweisen, weder an den gotischen, 
noch an den Renaissance-Stil, sondern ersann eine Architektur von 
märchenhafter Pracht. Mächtige Rundtürme, von reichen Kuppeln 
gekrönt, stützen den Scheinbau, Säulen gliedern die inneren Ab- 
teilungen. Nicht schön, aber reich soll die Architektur erscheinen, 
daher namentlich Basen und Kapitäle der Säulen überquellende 
Formen zeigen, die reinen Kuppellinien durchschnitten werden: 
Die Dekoration drängt sich überall in den Vordergrund. Die 
Wirkung dieses seltsam reichen Triumphbogens würde wachsen, 
wenn die Zwischenfelder nicht ein Übermass von bildlichen Dar- 
stellungen, Wappen, Szenen aus dem Leben des Kaisers, Büsten 
und Statuen der Vorfahren zeigten. Der Reichtum der Einzel- 
heiten zerstört die Schönheit des Ganzen. Dadurch ging die Über-
	        
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