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Gesandten in Karlsruhe, daß die Markgräfin zum Schrecken
des Prinzen ihrer Zunge nach wie vor freien Lauf ließ;
die Sache aber wurde dadurch noch peinlicher, daß der
Kaiser offenbar über alles Bescheid wußte. Man ersieht
aus seinem Briefe, daß er sich den Anschein gab, als
glaube er an Uebergriffe eines Unterbeamten, als wünsche
er diesen bestraft zu sehen. Herr von Reitzenstein aber
wußte recht gut was er that, als er den Brief auffing,
dessen Tenor nichts von diplomatischer Zurückhaltung zeigte.
Hätte nun wenigstens Stephanie, um ihren Gemahl
zu trösten, ein wenig in ihrem abwehrenden Wesen nach—
gelassen, hätte sie nur geruht, auf die guten Rathschläge
des Kaisers zu hören.
„Ich habe Ihren Brief empfangen“, schrieb Napoleon
ihr. „Mit Vergnügen höre ich, daß Sie sich wohlbefinden.
Wenden Sie Ihrem Gemahl, der es wegen seiner Zärt
—DDDDD0 Ihre Liebe zu. Seien
Sie freundlich dem Kurfürsten gegenüber: das ist Ihre
erste Pflicht, er ist Ihr Vater. Außerdem ist er ein Fürst,
welcher volle Achtung verdient. Behandeln Sie Ihre
Unterthanen gut, denn die Souveräne sind nur zu deren
1848) ausspricht. Auch die Aeußerungen Arndt's in seiner Schrift
„Beherzigungen vor dem Wiener Congreß sind dem Großherzog Karl
überaus nachtheilig. Wenn Napoleon seinen garstigen Ausspruch: „ce
prince indécrotable“ (nicht vom Schmutz zu reinigen) später durch seine
Las Cases gegenüber gefallene Aeußerung: „ce prince genéreux auquel
nous n'avions pas rendu assez de justice à Paris“ wieder gut machte,
so nehme man erleichtert und mit Verqnügen auch davon Notiz.