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im Oetober einen Convent zu Rotenburg, um über ihre Gutachten
zu verhandeln. Dann ergrit” Nürnberg die Initiative. Der
Rat liess 12 Artikel aufsetzen, in denen erörtert wurde, warum
das Mandat nicht befolgt werden könne ohne Gefährdung der
öffentlichen Ordnung. Er erliess Rundschreiben an die benach-
barten Städte und stellte ihnen die Unmöglichkeit vor, das Edikt
auszuführen. Frankfurt wurde zum Besuch eines Städtetages
aufgefordert und Ulm gebeten, dasselbe bei Strassburg zu be-
treiben !). Der Eile wegen wurde von einer Vorberatung der
vier ausschreibenden Städte abgesehen und auf Nikolai (6. De-
sember) ein Tag zu Ulm von Nürnberg angesetzt; dorthin sollte
jede Stadt ihr Gutachten mitbringen. In Ulm beschloss man,
ein vorsichtiges Schreiben an den Kaiser zu richten mit der
Erklärung, dass die städtischen Prediger nicht Luther’s Lehre,
sondern nur das reine Wort Gottes predigten; ferner sollten
dem schwäbischen Bunde die 12 Artikel, die Nürnberg aufge-
setzt hatte, übergeben werden; so geschah es auch?. Kine
Gesandtschaft an Ferdinand aber, die beschlossen wurde, unter-
blieb, da es sich heraustellte, dass das Mandat nicht so ernst
gemeint sel.
Auf diesem Tage zu Ulm tauchte auch zum ersten Male der
Plan eines Bündnisses zum Schutze des Glaubens auf: man
versprach, sich gegenseitig Hülfe zu leisten, für den Fall, dass
eine Stadt der lutherischen Lehre wegen angegriffen würde,
Aber die Gefahr zerstreute sich bald; die europäisenen
Verhältnisse gestatteten dem Kaiser kein entscheidendes Vorgehen.
Nürnberg hatte Zeit, gestützt auf den Wortlaut des Reichstags-
abschiedes, der die Ausführung des Ediktes nur nach Möglich-
keit forderte, die Reformation energisch durchzuführen.
') An Dinkelsbühl, 17. et. An Frankfurt. 18. Oet. An Winds-
heim, 18. Oet. Bb. 100 Ulm an Memmingen. 15. Oct, Memminger
Stadtarchiv. Müllner, © 4 \ An Nördlingen. 30. Januar 1525,
R3,. 1040