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sie versicherte, liebte, den sie aber in Wahrheit nicht ausstehen
konnte, zurückkehren sollen. Stephanie stellte sich Ende
Januar 1807 wieder in Karlsruhe ein.
Ob sie ein wenig ernster geworden war — ob sie
ruhig das Ende des Krieges und die Rückkehr ihres Ge—
mahls abwartete — ob sie Veranlassung zu übler Nach—
rede gab — ob sie sich Herzensregungen, wie sie den
Prinzessinnen damals eigen waren, hingab: das weiß
wohl Niemand. Da sie ihren Gemahl nicht liebte, da sie
gerade kein unerschütterliches Pflichtgefühl besaß, so sieht
man nicht, was sie hätte abhalten können, Neigungen zu
folgen, die ihrem leichtsinnigen Herzen wohl zuzutrauen
wären. Es ist schade, daß man nie wissen kann, was in
dem Herzen einer Frau, die sich langweilt, vor sich geht,
man würde die interessantesten Studien machen. Wie an
allen Höfen, so wurde ja auch am Karlsruher Hofe viel
gemunkelt und geflunkert: das Echo des Geschwätzes scheint
auch nach Saint-Germain gedrungen zu sein, wie aus
einem unter dem 8. Februar 1807 von der Campan
an Hortense gerichteten Briefe zu ersehen ist. Die nach—
folgende Bemerkung in demselben bezieht sich jedenfalls
auf Stephanie:
„Es sieht beinahe so aus, als bedürfe eine Kaiserliche
Prinzessin guter Rathschläge; sie steht ja unglücklicherweise
zu einer von Vorurtheilen beherrschten Persönlichkeit in
naher Beziehung: diese könnte leicht über unsere neue
Dynastie ebenso denken wie die Leute, die sich hier an
dieselbe herangedrängt haben. — Das wäre allerdings
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