Volltext: Von 1520-1534 ([2. Band])

Ay 
Vogler die Nürnberger noch auf dem Convent von Nürnberg im 
Januar 1530 deshalb tadeln konnte, dass die Messe noch be- 
stünde !). Für die Feststellung der neuen Kirchenordnung 
wurden seitens des Rates Link, Sleupner, Osiander bestellt. 
Spengler vermittelte die Verhandlungen und stattete Bericht 
darüber ab 2%). Osiander hätte bei seinem herrischen Charakter 
am liebsten das ganze Werk allein verfasst. Erst auf Spenglers 
Zureden 3) entwarf er einen Plan dazu, ohne die Collegen zu 
befragen. Auch diese hatten einen Entwurf angefertigt, den 
Spengler ihm mit erklärendem Begleitschreiben zustellte *%). 
Entrüstet sandte er ihn zurück; er hatte erwartet, man würde 
seinen Ratschlag zu Grunde legen und höchstens Anderungen 
vorschlagen 5). Er wollte hinfort mit der Sache nichts zu thun 
haben und verwies auf seinen Entwurf, Spengler, damals durch 
Krankheit an sein Haus gefesselt, suchte durch ein Schreiben °) 
lie Prediger zu rechtfertigen, denen das Werk nicht minder als 
ihm aufgetragen sei, ausserdem enthalte Osianders Entwurf viele 
Mängel. Osiander antwortete im gereiztem Tone 7), dass der 
andere Entwurf gegen sein Gewissen und seine Pflicht streite. 
Auch zu einer persönlichen Verhandlung im Hause des er- 
krankten Spengler, zu der der sich anfangs erbot, erschien er 
nicht. Spengler verwies ihn in einem neuen Schreiben mit 
ruhiger Bestimmtheit ®): Man wisse, dass er mehr seinem eigenen 
judicio als Gott vertraue, durch seine Schuld komme die Kirche 
zur Zeit, wo Gefahr von Aussen drohe, in Not. Er charak- 
terisiert ihn: „Ohne die verfluchten Wörtlein ambitio und per- 
venatio sollt der Sache bald geholfen werden“. Osiander scheint 
endlich nachgegeben zu haben. So kam die Kirchenordnung 
im Entwurf 1530 zu Stande, blieb aber vorläufig ungedruckt. 
Im Jahre 1528 begannen die Packischen Wirren, Nürnberg 
war durch seine Stellung als Mitglied des schwäbischen Bundes 
nicht frei in seinen Beschlüssen; trotzdem trat es offen für die 
evangelischen Fürsten auf; unter der Hand aber geschah viel 
mehr. Schon Anfang März trat Philipp in geheime Verhand- 
lungen mit dem Rate. Kaden war bei ihm; aber nur mündlich 
and in Person wollte er seine letzten Gedanken dem Rate an- 
vertrauen. Daher gedachte er unter dem Vorwand der Reise 
zum Regensburger Reichstage nach Nürnberg zu kommen. Das 
misfiel dem Rat, der hierdurch in besonderen Verdacht beim 
) Müller, Historie von der Evang. Stände Protest, S. 251. Haus- 
lorff, S. 163. ?) Hausdorff, S. 276 ff. Spenglers Relation über den 
Handel. 3) Pressel, S. 54 ff. 4) Brief Spenglers, Hausdorff, S. 276, 
;) Schreiben Osianders, ibid., S. 278. S) Schreiben Spenglers, ibid., 
S. 281 ff. 7) Osianders Brief, ibid., S. 290. 8) Spenglers Brief, ibid.. 
3. 9294,
	        
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