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liche Fürsten mit der Lutherischen Bewegung sympathisieren
liess. Johann von Schwarzenberg, ein tiefreligiöser Charakter,
der mit Luther vielfach übereinstimmte, war die Seele des Regi-
ments, der sächsische Gesandte Hans von Planitz war durchaus
(utherisch gesinnt. Im Sommer 1522 traf gemäss der Regiments-
ordnung der sächsische Churfürst selbst in Nürnberg ein,
der mit den leitenden Männern des Rates, Ebner, Nützel, Spengler
in den freundschaftlichsten Verkehr trat. So konnte der Rat
die reformatorische Bewegung jetzt ziemlich offen begünstigen.
Das Ansinnen des Abtes vom Predigerorden, einen entsprungenen
Mönch, Korn, der gegen das Mönchtum gepredigt hatte, mit
Gewalt zurückzuführen, wurde einfach abgewiesen mit Berufung
auf die schwierigen Zeitumstände. Ein Maler, Kadolzberger, der
den Dr. Winzler, den Prediger der Barfüsser, während der Pre-
digt unterbrochen hatte, sollte auf ein Jahr verbannt werden;
aber auf des Churfürsten Fürbitte ward ihm die ganze Strafe
erlassen. Dr. Winzler dagegen, der gegen die neue Lehre pre-
digte, wurde aufgefordert, seine Behauptungen durch die Bibel
zu begründen, und als er eine Vertheidigung eingereicht hatte,
liess der Rat ihm bedeuten, dass man sich seiner Ansicht weniger
zuneige und empfahl dem Kloster, den Prediger zu verschicken.
Das Verbot der Lutherischen Bücher wurde ziemlich ignoriert,
so dass sich der Rat im Juni veranlasst sah, die Buchhändler
und Drucker zu warnen, Luthers Bücher nicht so öffentlich feil
zu halten‘). Am 24, October wurde das Verbot erneut %), doch
wurde an eine Ausführung desselben kaum gedacht, zwei Fron-
boten wurden mit derselben betraut. Dagegen wurden die
gegnerischen Schriften unterdrückt, worüber sich‘ der Cardinal
Campeggi später auch Scheurl gegenüber beklagte.
Zugleich aber vermied der Rat alles, was die Gemüter
unnötig erregen konnte. Schon im Februar 1522 ward das
Fastnachtsspiel verboten, worin der Papst auftrat, ferner ward
den Predigern untersagt, durch ihre Reden Unruhe zu stiften.
Den Zustand des damaligen Nürnberg erläutert ein Brief der
berühmten Äbtissin von St. Clara, Charitas Pirkheimer3); sie
klagt, wie die Stadt so jämmerlich vergiftet sei allermeist der
Regenten halb; vor vier Jahren wäre auch mit Schwertern und
Büchsen nicht ausgerichtet, was nun durch Worte und Schand-
büchlein geschehen sei.
Anders musste sich der Rat allerdings verhalten, nachdem
Erzherzog Ferdinand wieder in der Stadt eingetroffen war. Schon
die Erneuerung des Bücherverbotes vom 24. Oetoher zeigte
'ı Protocollbuch Fol. 78a, Beschluss vom 6. Juni. ?) ibid. Be-
schluss vom 24. Oetober. ° An H. Emser, 6. Juni 1522, Riederer.
Nachrichten LS. 159.