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unzufrieden waren 1). Jetzt tadelten die Brandenburger und
Nürnberger die übrigen wegen des Schreibens an den Kaiser,
das zu Schmalkalden beschlossen war und widersprachen, dass
lie Appellation ihm schon jetzt zugestellt werden sollte 23).
Markgraf Georg war wegen der Jurisdiktion von den
Bischöfen von Bamberg, Würzburg und Eichstädt beim schwä-
bischen Bunde verklagt; er bat um Hülfe für den Nördlinger
Bundestag. Nürnberg hatte in nahem Interesse bereits Strass-
burg um Hülfe ersucht *). Es wurde ihm am K9. unter Nürnbergs
Einflusse von den Ständen eine Hülfe auch beim Reichsgericht
verhiessen. Abgelehnt wurden dagegen an demselben Tage die
Anträge Nürnbergs und Brandenburgs über die Bestrafung der
Wiedertäufer und eine gleichförmige Kirchenordnung, Der für
die letztere angesetzte Tag von Nürnberg hatte nicht statt-
yefunden. Mit Ablehnung dieses Antrages am 9. Juni fiel der
Gedanke einer gemeinsamen Kirchenordnung; man war bei
einem solchen Plane um die Einheit der Evangelischen besorgt.
Auf dem Ulmer Städtetage kurz vor dem Frankfurter Tage
hatten die Städte ihre Teilnahme an dem Bunde von dem Ein-
tritt der Schweizer oder doch wenigstens der Nürnberger und
des Markgrafen abhängig gemacht. Die Strassburger waren
bereit, auch ohne diese Bedingung den Bund abzuschliessen ®) ;
aber die übrigen bewahrten am 4, Juni in einer Besprechung
der Städteboten den alten Standpunkt. Als nun am 7. die
Sachsen in Frankfurt erklärten, man könne die Schweizer nicht
aufnehmen, erwiderten die Strassburger, dass damit auch die
Städte an der Teilnahme verhindert würden. An einen Beitritt
der Nürnberger wurde nicht mehr gedacht. In der That lehnten
die Städte den Beitritt ab.
Von den nächsten Versammlungen, die sich wieder mit
lem Bündnis beschäftigten, blieben die Nürnberger fern; es war
sine schwere Aufgabe, in dieser Zeit die Politik der freien
Hand zu bewahren, wie Spengler es wollte. Albrecht von
Preussen hatte zur Verteidigung der Säkularisation des Ordens-
landes, als gegen ihn auf Klage des Ordens ein Cassationsurteil des
Kaisers ergangen war, eine Apologie verfassen lassen. Auf dem
Tage zu Augsburg hatten die Nürnberger Gesandten die An-
weisung erhalten, seine Sache zu unterstützen; jetzt verhielt
man sich höflich ablehnend 9. Nun sandte der Herzog seine
las Atdr
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1) Sturm und Meyer an Strassburg, 20. März, Pol. Corr, 23) An
Brandenburg, 27. Mai, Bb. 115. 4) Nürnberg an Strassburg, 3. Mai,
Pol. Corr. 5) Strassburger Instruktion, Pol. Corr. II, S. 46. 6) An
die Reichstagsgesandten, 18. Juni 1530. Bb. 113. An Albrecht, 24. Juli
1531, Bb. 115.