Volltext: Führer durch Nürnberg anläßlich des XII. Deutschen Bundesschiessens

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hatte die alte Scheibe nicht, es gab nur eéein „Schwarz Blatt“ 
in der Mitte, in dessen Innerstes auch wohl ein Pflock, ein 
Nagel (oder Zweck, wie es bei den Armbrustschützen hiess) 
gesteckt, wurde. LDu den Schiessubungen um die Herrengaben 
am Sonntag und Montag sollte eine Scheibe nicht öfter als zwei 
Mal Verwendung finden. „Scheiben sollen allemahl nach zweyen 
Schiesstagen verhengt werden“, heisst es in der Ordnung. 
Man staunt, wenn man die alten Schiessbücher durch-— 
siebb, wie sich die Ausrichter zurecht fanden, um die 
Préise zu bestimmen. Die Zahl der Treffer auf der Scheibe 
ist sehr häufig die gleiche, nur dadurch, dass das Zentrum 
doppelt géerechnet wurde. Kommt einige Abpwechslung hinein. 
Die Folge war, dass sebr oft „gestochen“ oder „geglichen“ 
werden musste. Man nannte — und nennt es noch heute — 
dies auch rittern und die Schüsse, die dazu abgegeben 
wurden, die Ritterschüsse, don Stand dafür den Ritterstand.*) 
Unter den Gewinnen, erzählt uns der alte Spruch, war es 
auch üblich, Zinn oder Zinngeschirr zu geben, das gab der 
Herman Amm, offenbar ein Zinngiesser, um 81 Pfennig das 
Pfund, wer lieber das Geld wollte, dom nahm oer es auf der 
Stelle ab um 830 Pfennig. Ganz anschaulich wird dann ge- 
schildert, wie sien auch der Schützenmeister einfindet und 
wie es nun ans Trinken geht, der Wirt Wein und Brot auf- 
tragen muss und zweéeien fremden Schützen geschenkt wird. 
Hier ging man wohl manchmal etwas zu weit, die Ordnungen 
schärfen wiederholt ein, dass sich die Schützenmeister mit 
Schenkung und Verehrung, soweit es auf Kosten der Gesell- 
schaft ginge, bescheiden halten sollen, damit „gemeiner Schuss- 
Kompagnie“ kein Nachteil geschäühe. Die Gruppe am Zech- 
tisch mehrt sich, auch der Zeugmeister hat sich dazu geseéllbt 
und der Dichter findeb nun Véranlassung, uns einige der 
vornehmsten Schützenbrüder mehr oder minder launig zu 
schildern. Da ist der Sebolt Schyrmer, „ein Kriegsmann wist, 
der Fürsten Herrn nachlauffen ist,“ weiter der Bastian Peck: 
„Der isst gar gern new pachen weck 
Und auch dié spitzing Semmellein, 
Die isst er zu dem guten wein. 
*) Das Stechen war, wie es scheint, die lotzte Entscheidung 
darüboer. wer bei einem Schiesse den besten Schuss machte.
	        
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